Deutschland im Investitionsstau
Ich möchte mich Ihnen als neuer Chefredakteur des tHIS-Magazins kurz vorstellen: Mein Name ist Eugen Schmitz. Ich bin seit nun über 30 Jahren Journalist mit den Themenschwerpunkten Technik und Nutzwert. Mit diesem Hintergrund fand ich die Auswertung einer deutschlandweit durchgeführten Umfrage besonders interessant, die Prof. Dr. Renate Köcher, Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, anlässlich des Tags der Deutschen Bauindustrie Anfang Juni in Berlin vorstellte.
Die Umfrage zum Thema „Deutschland im Investitionsstau“ hat es in sich. Denn sie zeigt nicht nur, dass mit 93 % der weitaus größte Teil der Bevölkerung erkannt hat, dass ein „weiter so“ nicht geht: für 59 % sind Investitionen zur Pflege und Reparatur der vorhandenen Infrastruktur unabdingbar, weitere 34 % halten darüber hinaus zusätzliche größere Maßnahmen für erforderlich.
Die Studie zeigt auch, dass die Bürger immer mehr das Vertrauen in den Staat verlieren, Investitionen reibungslos zu realisieren. 55 % meinen, dass es inzwischen schwer geworden sei, Großprojekte umzusetzen, 77 % gehen davon aus, das Großprojekte stets deutlich teurer werden und deutlich später fertig gestellt werden als ursprünglich geplant.
Und nur 10 % trauen dem Staat zu, Großprojekte besser zu organisieren als die freie Wirtschaft. Knapp die Hälfte (48 %) vertraut da lieber privaten Bauunternehmen.
Das schwindende Vertrauen der Bevölkerung geht einher mit dem Verrotten des Volksvermögens: Unsere Infrastruktur verfällt schneller, als derzeit repariert wird. Und auch die Energiewende tritt auf der Stelle.
Wie geht es weiter mit Stromnetz, Straßennetz und Kanalisation? Fragen, die nur die Politik beantworten kann, und die wir deshalb hiermit den Politikern stellen. Wie diese Antworten ausfallen, und ob sich die Parteien mal wieder vor klaren Aussagen drücken, verraten wir Ihnen im nächsten Heft.
Bis etwas geschieht, bis wirksame Maßnahmen entschieden und umgesetzt werden, wird es allerdings deutlich länger dauern.