Inkasso als Chance: Der mediative Ansatz
Welche Hebel nutzen moderne Dienstleister im Forderungsmanagement, und wo ist das Mediativ-Inkasso begrenzt? Wie die Geschäftsbeziehungen
erhalten bleiben und Forderungen dennoch realisiert werden können.
Hängt die Geschäftsbeziehung bei einer Zahlungsstörung sofort am seidenen Faden? Oder lässt sich da noch etwas kitten? Riskiert man im Inkasso nicht automatisch die geschäftliche Partnerschaft? Muss es immer eine Frage von ganz oder gar nicht sein? Einen möglichen Lösungsansatz in dieser Zwickmühle bietet das sogenannte Mediativ-Inkasso. Die Idee dahinter: Die Realisierung der offenen Forderung und Erhalt der Geschäftsbeziehung sind völlig ebenbürtige Ziele.
Ziel ist eine einvernehmliche Lösung
Der zentrale Dreh- und Angelpunkt im MediativInkasso ist die professionelle Schuldnerkommunika-tion. Speziell geschultes Personal des Inkassodienstleisters setzt sich im persönlichen telefonischen Kontakt ganz gezielt für eine einvernehmliche Lösung in der zahlungsgestörten Forderungsangelegenheit ein. Besonders wichtig dabei ist das „offene Ohr“. Mit dem richtigen Gespür für die Lebens- bzw. Geschäftssituation des Schuldners ergeben sich regelmäßig und ganz automatisch Ansatzpunkte für eine vernünftige Zahlungslösung.
Zahlungsoptionen abwägen
Die Vollzahlung ist und bleibt in diesem Zusammenhang immer der Königsweg, keine Frage. Trotzdem müssen sich realistische Zahlungsvereinbarungen im Mediativ-Inkasso auch an den Möglichkeiten der Schuldnerseite orientieren, quasi als konzeptuell zwingender Faktor. Entsprechend geht es in der professionellen Moderation von Inkassofällen immer auch um die Themen „Ratenzahlungsvereinbarung“ und „Teilzahlungsverhandlung“. Damit diese beiden Ansatzpunkte ohne Reibungsverluste funktionieren, sind Inkassomandanten (Gläubiger) gefragt: Je konkreter die Vorgaben in Bezug auf Mindesthöhe der Raten, Abschläge, Höhe von Teilzahlungsbeträgen und je besser die Zusatzinfos zum Schuldner, desto höher die Erfolgschance.
Kosten
Mediativ-Inkasso funktioniert für Gläubiger komplett kostenneutral. Das liegt daran, dass es ausschließlich im vorgerichtlichen Inkasso angesiedelt ist, und alle Kosten, die hier entstehen, als sogenannter Verzugsschaden zulasten der Schuldnerseite gehen. Die tatsächliche Höhe dieser Kosten richtet sich nach dem Streitwert, also der Höhe der offenen Forderung. Das ist gesetzlich streng im Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) geregelt. Seit dem 23. Juli 2013 sind Inkassokosten im Rahmen des 2. Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes (2. KostRMoG) direkt an die Rechtsanwaltskosten gekoppelt.
Das bedeutet im Klartext: Inkassodienstleister dürfen für ihre Dienstleistung dieselben Gebühren verlangen, die Rechtanwälte für die gleiche Leistung berechnen müssen. Konkret belaufen sich die vorgerichtlichen Inkassogebühren beispielsweise bei einer Forderung bis 500 EUR auf maximal 58,50 EUR. Der Wert ergibt sich, weil laut Gebührensatztabelle ein Maximalsatz von 1,3 vorgesehen ist. Die einfache Gebühr wiederum liegt bei 45 EUR und dieser Wert mit 1,3 multipliziert führt zur genannten Summe.
Grenzen im Mediativ-Inkasso
Mediativ-Inkasso setzt auf die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Damit ist es naturgemäß da begrenzt, wo sich Schuldner dem Gespräch partout verweigern und schlicht an einer einvernehmlichen Lösung nicht in-teressiert sind. Jedoch nimmt der mediative Ansatz keine Zugriffsmöglichkeiten im Forderungsmanagement weg.
Das gerichtliche Mahnverfahren mit Mahn- und Vollstreckungsbescheid, Verjährungshemmung, die Titulierung, sämtliche Zwangsvollstreckungsmaßnahmen und die langfristige Titelüberwachung: All diese Optionen im gerichtlichen und nachgerichtlichen Forderungsmanagement bleiben vollständig erhalten. Unterm Strich bedeutet das, dass im Mediativ-Inkasso die Chance auf eine einvernehmliche Lösung im Inkasso zum gesamten Instrumentarium des professionellen Forderungsmanagements hinzugefügt wird, ohne sich andere Wege zuzumauern. Eine sinnvolle Erweiterung bestehender Möglichkeiten.