Kanalgussrohre auch in großen Dimensionen
Neuordnung der Mischwasserkanalisation in der Schwalefelder Straße
Die Kerngemeinde Willingen/Upland wird vorwiegend im Mischsystem entwässert. Die Abwässer werden der unterhalb der Ortslage befindlichen Kläranlage zugeführt. Durch die Sanierungsanforderung der Aufsichtsbehörde wurden Fristen zum Um- und Neubau von Abwasseranlagen einschl. der zugehörigen Bauwerke gesetzt. Einen Teil der Gesamtsanierung des Abwassernetzes stellt der Kanalsammler in der „Schwalefelder Straße“ dar.
Die Gemeinde Willingen/Upland (3500 Einwohner) liegt im Nordwestteil von Nordhessen und im Nordostteil des Rothaargebirges im Südwestteil der Region Upland und liegt auf 584,10 m ü. NN. Die Gemeinde ist durch seine vielfältigen Freizeitangebote ein beliebter Ferienort. Sehr bekannt ist der Ort durch seine jährlich wiederkehrenden Top-Events wie das FIS-Weltcup-Skispringen, das Mountainbike-Festival oder die Alphornmesse.
Für das gesamte Entwässerungsnetz der Kerngemeinde Willingen/Upland erfolgte eine hydrodynamische Berechnung, in der die Rohrdurchmesser, Überstau- und Überflutungshäufigkeit dargelegt wurden. Auf Grund dieser Berechnungen wurde ersichtlich, dass eine komplette Neuordnung des Abwassersammlers in der Schwalefelder Straße erforderlich wurde.
Das in der Schwalefelder Straße gelegene alte Regenüberlaufbauwerk entsprach nicht mehr den hydraulischen Bemessungswerten und baulich gesehen, nicht mehr den Regeln der Technik.
Auf Grund der bestehenden Rohrdimensionen war keine Sanierung des Bestandsnetzes möglich, sondern eine Neuverlegung der Abwassersammler erforderlich. Durch den anstehenden felsigen Untergrund konnte die Neuverlegung der Kanalsammler ausschließlich in konventioneller Bauweise erfolgen.
Mit der Planung und der Bau- und Oberbauleitung wurde das Ingenieurbüro Oppermann GmbH aus Vellmar vom Gemeindevorstand der Gemeinde Willingen/Upland beauftragt.
Da es sich bei dem Kanalsammler in der Schwalefelder Straße um einen Hauptsammler handelt, war die Vorgabe, dass gesamte Abwassersystem im Ausbaubereich während der anstehenden Bauarbeiten aufrecht zu erhalten.
Durch die im Ausbaubereich befindlichen Geschäfte, Betriebe und Pensionen musste während der gesamten Bauzeit der Anlieger- und Zulieferverkehr aufrechterhalten werden, hierdurch bedingt war die Errichtung von Zwischenbauständen während der Bauausführung.
Erschwerend hinzu kamen der Abbruch des alten Regenüberlaufbauwerkes und der Neubau einer neuen Regenentlastungsanlage in Höhe eines mehrgeschossigen, auf Gewölbepfeilern gegründeten Ständerhauses.
Der vorhandene Mischwasserkanal zur Kläranlage musste wie erwähnt, in der Rohrdimension vergrößert werden, ebenso der Entlastungskanal vom Regenüberlaufbauwerk zum Vorfluter Itterbach.
Das vorhandene Kabelnetz sowie die Gasleitung musste infolge der Baumaßnahme teilweise um- bzw. neu verlegt werden, was zu erheblichen Erschwernissen führte.
Bedingt durch die geringe Rohrüberdeckung des Entlastungskanales und dadurch, dass ein Rohrquerschnitt von DN 1400 mm erforderlich war, bedurfte es einer intensiven Gesamtplanung. Da auch ein Betonrahmen-Rechteckkanal infolge von Platzmangel und zu geringer Überdeckung nicht realisierbar war, entschied sich der Auftraggeber mit dem Ingenieurbüro für die Verwendung von duktilen Gussrohren nach DIN EN 598 für das gesamte zu erneuernde Abwasserkanalsystem.
Als Innenschutz der Rohrleitungen wurde eine Tonerdezementmörtel-Auskleidung nach DIN 2614 und als Außenschutz ein Zink-Überzug mit Deckbeschichtung gemäß DIN EN 598 gewählt.
Die gewählten duktilen Abwasserrohre besitzen eine Tyton-Steckmuffenverbindung nach DIN 28603 und haben sich bereits seit Jahrzehnten im Trinkwasser, Gasleitungs- und Abwasserrohrleitungssystem bewährt.
Die Abwasserrohre aus duktilem Gusseisen sind hochbeanspruchbar und bruchsicher und eignen sich hinsichtlich geringer Rohrüberdeckung zur Aufnahme von hohen Erd- und Verkehrslasten.
Da die Realisierung der geplanten Baumaßnahme erhebliche Schwierigkeiten im Hinblick auf Baugrund, Lage des Altkanales und der vorhandenen Versorgungsleitungen sowie der vorhandenen Bebauung mit Aufrechterhaltung des Anlieger- und Zulieferverkehrs wurde ein öffentlicher Teilnehmerwettbewerb ausgeschrieben, um bereits im Vorfeld die Fachkunde und Leistungsfähigkeit der Bieter zu überprüfen. Die im Anschluss durchgeführte beschränkte Ausschreibung führte zur Auftragsvergabe an die fachkundige und leistungsfähige Arbeitsgemeinschaft Rohde/Wachenfeld aus dem Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Während der gesamten Bauzeit blieb der vorhandene Mischwassersammler in Betrieb, der neue Sammler aus duktilen Gussrohren DN 500 mm wurde parallel rechts- bzw. linksseitig bis zum neuen Regenüberlaufbauwerk verlegt.
Zur Sicherung des mehrgeschossigen Ständerhauses wurde eine überschnittene Bohrpfahlwand mit Rückverankerung hergestellt. Es sei erwähnt, dass bei der Ausführung der Kanalbauarbeiten und den anschließenden Straßenbauarbeiten keinerlei Gebäudeschäden aufgetreten sind.
Der vorhandene Regenüberlauf wurde abschnittsweise abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.
Da die Entlastungsleitung des neuen Regenüberlaufbauwerkes mit DN 1400 mm infolge der geringen Tiefenlage und der Kreuzung mit dem Mischwassersammler nicht realisierbar war, wurde eine Doppelleitung duktile Abwasserrohre DN 1000 mm zur Aufnahme der Entlastungswassermenge (Qab =3.059 l/s)verlegt. Hier erwies sich die geringe Wandstärke des Abwasserrohres aus duktilem Gusseisen als erheblicher Vorteil gegenüber einem Abwasserrohr aus Stahlbeton. Die Abwinklung des Entlastungskanales von der Schwalefelder Straße in die Itterbachstraße wurde mittels Doppelmuffenbogen DN 1000 mm (insgesamt 6 Stück) hergestellt. Vor der Einmündung in den Itterbach wurden die beiden parallel verlegten Entlastungskanäle in einem Bauwerk vereinigt und mittels Rechteck-Rahmenprofil in die Flügelwand des Brückenbauwerks eingebunden. Die Rohrummantelung im Bereich der beiden Entlastungsrohrleitungen erfolgte mittels Dämmer.
Für die Einbindung der Rohrleitungen in die Stahlbetonfertigteilschächte sowie in die Ortbetonbauwerke wurden Schachtanschlussstücke aus duktilem Gusseisen nach DIN – EN 598 (DIN 19690) verwendet.
Die Herstellung der Kanalhausanschlüsse erfolgte mittels Anbohrsattelstücken aus duktilem Gusseisen.
Der Zulaufsammler zum neuen Regenüberlaufbauwerk wurde mit duktilen Gussrohren DN 900 – DN 1200 mm ausgeführt.
Obwohl die duktilen Gussrohre eine Baulänge von 6 m aufweisen, waren diese jedoch jederzeit händelbar. Die erforderlichen Rohrschnitte zur Passrohrherstellung stellten keine Schwierigkeit dar.
Bei allen Fragen zur Rohrverlegung sowie insbesondere bei der zeitlichen Abfolge der Materiallieferung waren der Außendienst der Firma Buderus Guss GmbH immer ansprechbar und vor Ort, sodass keinerlei Stillstandzeiten bei der Bauausführung entstanden.
Mit den duktilen Gussrohren als Rohrmaterial für die Neuordnung der Abwassersammler in der Schwalefelder Straße in Willingen/Upland wurde die richtige Wahl getroffen.
Bedingt durch die sofortige Belastbarkeit nach der Verlegung der Rohrleitung, auch bei geringer Rohrüberdeckung ohne zusätzliche Baumaßnahmen, und durch die fachkundige Ausführung der Bauarbeiten, konnte die Baumaßnahme noch vier Wochen vor dem geplanten Baufertigstellungstermin fertig gestellt werden.
Auf diesem Weg sei nochmals allen Beteiligten Dank ausgesprochen, die an dem guten Gelingen beteiligt waren.