Leitungen sicher und schnell installieren
Arbeiten an erdverlegten Leitungssystemen unterliegen immer Witterungseinflüssen. Zudem gibt es ineinandergreifende Gewerke, die aufeinander aufbauen. Entstehen Verzögerungen, hat dies Einfluss auf den gesamten Ablauf. Der folgende Objektbericht zeigt, wie Arbeiten an Hausanschlüssen durch die Presstechnik deutlich schneller abgeschlossen werden können.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Wasser ist im Regelfall eine Aufgabe der Stadtwerke. Diese sind häufig als sogenannte Komplettanbieter tätig, d.h. die Aufgabenpalette ist durch Contracting- und Dienstleistungsangebote in den letzten Jahren sehr viel größer geworden. Um die vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können, sind die kommunalen Unternehmen privatwirtschaftlich organisiert, meist in Form einer GmbH oder einer AG. Diese Gesellschaftsform kann wirtschaftlich nur bestehen, wenn betriebswirtschaftlich gedacht und gehandelt wird. Das gilt insbesondere auch für die Verlegung bzw. Sanierung von Rohrleitungen, Rohrleitungsteilen sowie für die Errichtung von Hausanschlüssen. Für Arbeiten am Versorgungsnetz gilt der alte Grundsatz: „Zeit ist Geld“.
Die Neugestaltung der Innenstadt in Kornwestheim
Wie in vielen anderen Kommunen sind auch in Kornwestheim die Auswirkungen einer veränderten Einzelhandelsstruktur, eines geänderten Kaufverhaltens und einer stärkeren Mobilität seit einer Reihe von Jahren deutlich spürbar.
Mit dem Ziel, den zentralen Innenstadtbereich attraktiver zu gestalten, wurde 2004 der Grundsatzbeschluss zur Umsetzung des „Rahmenkonzeptes Innenstadt“ gefasst. Wesentlicher Bestandteil des Maßnahmenkonzeptes ist die grundsätzliche Neuordnung der Verkehrsführung. In einigen Bereichen wird der Verkehr gebündelt, in anderen deutlich reduziert.
Der Grundsatzbeschluss sieht vor, diese Arbeiten in mehreren Bauphasen bis Ende 2012 abzuschließen. Im Fokus steht hierbei, die vorgegebenen Ziele zeitgerecht zu erreichen und gleichzeitig den fließenden Straßenverkehr und die Interessen der Anwohner so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Im Rahmen der Baumaßnahmen wurden Änderungen in der Verkehrsführung vorgenommen.
Diese waren erforderlich, um Umgestaltungen vorzunehmen und neue Schwarzdecken einzuziehen. Parallel zu diesen Arbeiten sanierten die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH die Versorgungsleitungen für Gashochdruck, Gasniederdruck, Trinkwasser sowie die dazugehörigen Hausanschlüsse.
Rohrleitungen 1. Generation werden ausgetauscht
Seit über 40 Jahren werden Kunststoffe als Material für Rohrleitungen eingesetzt. Dank seiner guten Eigenschaften hat sich vor allem Polyethylen (PE) als qualitativ hochwertiges und günstiges Material bewährt. PE-Rohre lassen sich schnell und leicht verlegen, allerdings unterliegt das Material – wie alle anderen auch – natürlichen Alterungsprozessen.
Für die Gas- und Wasserrohre der ersten PE-Generation wurde zur Zeit ihrer Verlegung von einer Lebensdauer von ca. 50 Jahren ausgegangen. Der Grund hierfür sind Materialveränderungen, die durch Reaktionen mit Sauerstoff des im Kunststoff enthaltenen Stabilisators ausgelöst werden. Das Rohr altert durch fortschreitende Versprödung. Die mechanischen Eigenschaften einer Rohrleitung werden davon unter Umständen maßgeblich beeinflusst. Häufig geschieht dies, ohne dass Veränderungen oder Schädigungen sichtbar sind.
Die heute verwendeten PE-Rohre entstammen der dritten Generation. Sie zeichnen sich durch einen erhöhten Widerstand gegen Rissbildung und eine höhere Innendruckfestigkeit aus. Das Material ist gleichfalls unempfindlicher gegen Spannungsrisse, Punktbelastungen und Rissfortpflanzung.
Die in der Innenstadt von Kornwestheim verlegten Leitungen bestanden jedoch überwiegend aus PE der ersten Generation (ausgenommen die Trinkwasserleitung aus Grauguss). Es wäre über kurz oder lang notwendig geworden, die Leitungen aus den oben genannten Gründen auszutauschen. Um die Belastung der Anwohner nicht zu erhöhen, wurde von Seiten der Stadtwerke beschlossen, den Austausch parallel zu den Straßenbaumaßnahmen durchzuführen. Damit wurde eine Doppelbelastung der Anwohner vermieden und gleichzeitig die Kosten für die Kunden der SWLB deutlich reduziert.
Enge Zeitfenster
Die Straßenbaumaßnahmen erfolgten in mehreren Bauphasen. Da die Stadtwerke sich diesen anpassen mussten, gab es teilweise enge Zeitfenster für die Sanierungsarbeiten. Es kam darauf an, auch unter widrigen Witterungsverhältnissen, zeitgerecht die anfallenden Arbeiten auszuführen, ohne hierbei die geforderte Sicherheit zu vernachlässigen.
Bei dem etablierten Heizwendelschweißverfahren zur Verlegung von Gas- und Wasserhausanschlüssen sind einige Dinge zu beachten, die sich unter den genannten Rahmenbedingungen als problematisch herausgestellt haben. Niedrige Temperaturen und Regen können diese Arbeiten in erheblichem Umfang beeinflussen. Hier erfordern Schweißarbeiten eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen. Besondere Herausforderungen werden auch durch Nässe gebildet. Letztlich müssen Abkühlphasen eingehalten werden, da die Schweißverbindung bis zum Auskühlen keinen axialen oder radialen Bewegungen ausgesetzt werden darf.
Das von dem Unternehmen Viega entwickelte Geopress-System nutzt die sogenannte kalte Presstechnik. Damit entfällt der zeit- und arbeitsaufwendige Schweißvorgang. Gerade bei niedrigen Temperaturen, Regen, Schnee und Eis bedeutet das eine erhebliche Arbeitserleichterung, Zeit- und Kostenersparnis.
Im Innenstadtbereich wurden im Rahmen der Baumaßnahmen Gashochdruck-, Gasniederdruck- und Trinkwasserleitungen sowie 54 Wasser- und 41 Gasanschlüsse verlegt bzw. installiert (siehe hierzu Tabelle 1).
Durch das Verlegen der Schwarzdecke waren den Stadtwerken Zeitpläne vorgegeben. Die Ausführung der Arbeiten unter Zeitdruck war keine leichte Aufgabe.
Die Verantwortlichen entschlossen sich daher, bei den neuen Hausanschlussleitungen das Geopress-System zu verwenden. Die Verbinder bestehen aus Rotguss und werden mit Presstechnik mechanisch verarbeitet. Bei diesen Arbeiten kann auf Schweißvorgänge vollständig verzichtet werden. Somit ist ein witterungsunabhängiges Arbeiten möglich. Mit der kalten Presstechnik gibt es keine Probleme durch Restwasser in der Leitung. Abkühlphasen sind nicht erforderlich. Damit können die Arbeiten auch bei relativ kleinen Zeitfenstern durchgeführt werden.
Der Arbeitsablauf stellt sich wie folgt dar:
Nachdem die Anbohrarmatur auf einen geeigneten Rohrabschnitt montiert wird, kann das Anschlussstück eingesetzt und die Hausanschlussleitung verlegt werden. Nach der Druckprobe (DVGW AB W 404; G 469) wird die Hauptleitung, mit dem, in die Anbohrarmaturen integrierten Fräser, angebohrt und der Anschluss in Betrieb genommen. Die eigentlichen Verlegearbeiten sind in wenigen Minuten abgeschlossen.
Der Fräser ist sowohl für PE als auch für PVC geeignet. Auch die im DVGW Arbeitsblatt G 459-1-B geforderten Gasströmungswächter gehören zum Geopress-System. Diese sind möglichst nahe am Abzweig von der Versorgungsleitung, einzubauen. Hierdurch soll unkontrollierter Gasaustritt, z.B. durch Beschädigungen, aus dem nachgeschalteten System, verhindert werden.
Die in Kornwestheim verwendeten Gasströmwächter sind mit einer Überströmöffnung ausgestattet. Integriert in den Stützkörper oder Verbinder, können sie leicht in Hausanschlüsse installiert werden. Das Verlegen von Gas- und Wasserhausanschlüssen mit dem Geopress-System bedeutet gegenüber herkömmlichen Verfahren eine erhebliche Zeitersparnis und damit einhergehend eine Kostenreduzierung.
Neben der Gashochdruck- und der Gasniederdruckleitung wurde in Kornwestheim auch eine Trinkwasserhauptleitung aus „Duktilguss“ verlegt. Die beschriebene Anbohrarmatur (ABA) ist sowohl für Gas- als auch für Wasserleitungen aus PE/PVC verwendbar. Für die Anbindung der Hausanschlüsse an die Duktilguss-Leitung kam die Hawle-Anbohrarmatur für Metallrohre mit ZAK-System zum Einsatz. Die Anbohrarmatur wird auf die Rohrleitung gesetzt. Das dazu gehörige Übergangsstück „ZAK auf Geopress“ wird in die Armatur eingesteckt und durch Drehen von Hand fixiert. Damit wird es ermöglicht, Hausanschlussleitungen ohne Gewindeverbindungen herzustellen. Bei der Armatur können Korrosionsprobleme und Querschnittseinschränkungen infolge von Inkrustierungen ausgeschlossen werden.
Pressen – das ist keine Frage
Die in Kornwestheim durchgeführten Baumaßnahmen der Stadtwerke wurden zu einem großen Teil in den Herbst- und Wintermonaten durchgeführt. Diese Jahreszeiten bieten im Regelfall die gesamte Witterungspalette: Regen, Schnee, Eis, Kälte und Frost. Das sind keine guten Rahmenbedingungen, um unter Zeitdruck stehende Rohrleitungsarbeiten auszuführen. Jede Zeitverzögerung führt unweigerlich zu Problemen bis hin zu verärgerter Reaktion der Anwohner. Diese sind von der Baumaßnahme ohnehin stark in Mitleidenschaft gezogen. Weitere Einschränkungen oder Verzögerungen werden nicht akzeptiert. In einer solchen Situation muss die zur Verfügung stehende Zeit optimal genutzt werden.
Mit den beschriebenen Hausanschluss- und Installationstechniken ist das möglich. Mit der Zeitersparnis ist auch eine Kostenreduzierung verbunden. Sicherheit, Termintreue und Kosteneinsparung sind vereinbar.
Bei der Planung und Verlegung von Rohrleitungssystemen stehen Aspekte wie Funktionserfüllung, Betriebssicherheit, Lebensdauer und natürlich auch die Kosten im Vordergrund.
Die Verantwortung für Planung, Bemessung, Errichtung und Betrieb trägt der Netzbetreiber – in diesem Fall die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH (SWLB).
Verständlicherweise ist das Interesse groß, die vorgegebenen Arbeiten zeitgerecht abzuschließen unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Bauausführung und der Einhaltung aller Sicherheitsauflagen.Als kaufmännisch handelndes Unternehmen müssen auch die Kosten stets beachtet werden.