„Menschen, die sich entwickeln wollen, kommen zu Birco!“

THIS sprach mit Christian Merkel, technischer Geschäftsführer und Mitgesellschafter, Markus Huppertz, Leiter Produktmanagement und Marketing sowie mit Michael Neukirchen, Marketing und Kommunikation International, Birco GmbH, Baden-Baden.

THIS: Birco hat „5 Grundwerte der Führung und Zusammenarbeit“ entwickelt. Wie kam es dazu?

Markus Huppertz: Im Oktober des letzten Jahres haben wir mit allen Birco-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern Workshops durchgeführt. Das Ergebnis war ein unglaublich produktiver Austausch über jeweils 4 Fragen, die wir in den Gruppen zur Diskussion gestellt haben: „Was ist gut bei Birco?“, „Was ist schlecht bei Birco?“, „Was erwartet ihr von Euren Führungskräften?“ und „Was habt ihr zur Atmosphäre und zum Arbeitsklima bei Birco zu sagen?“ Diese 4 Fragen haben viele wertvolle Informationen zu Tage gefördert. Es wurde sehr intensiv über Sorgen, Ängste, Chancen und Risiken im Unternehmen gesprochen. Aus diesen Workshops heraus haben wir dann unsere 5 Grundwerte der Führung und Zusammenarbeit entwickelt.

Christian Merkel: Es gibt auf unserer Homepage die Rubrik „Leben und Arbeiten bei Birco“. Hier finden Sie auch einen neuen Film über das Arbeiten bei Birco, den wir auf Grundlage unserer neuen Werteskala produziert haben. Aber die Grundwerte eines Unternehmens klar zu benennen und die Produktion eines solchen, wenn Sie wollen, Imagefilms, sind keinesfalls Selbstzweck. Bei allen unternehmerischen Weichenstellungen der nächsten Jahre sind gravierende Veränderungen erforderlich. Dabei ist es sehr wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Veränderungen mitmachen können. Es gehört dazu, dass wir unsere Mitarbeiter gut informieren und ihnen die Angst vor der Zukunft oder vor den Entwicklungsprozessen im Unternehmen nehmen. Es ist ein Versprechen von uns an unsere Mitarbeiter.

Michael Neukirchen: Über die Produktion des Films hinaus konzentrieren wir uns stark auf ein Internes Marketing, um allen Mitarbeitern kontinuierlich alle Informationen zukommen zu lassen. Nur wenn sich jeder in diesem Transformationsprozess informiert fühlt und Birco als transparentes Gemeinschaftsprojekt erlebt, können wir Motivation und Dynamik erzeugen. Dazu tragen vernetzende Einzelmaßnahmen wie Intranet, Informationsmonitore oder Möglichkeiten zum Dialog bei. Auch eine Bildserie mit Mitarbeitern zu jedem der 5 Grundwerte ist nicht nur schmückende Dekoration, sondern eine stete Erinnerung, uns jeden Tag am Werteschema zu messen und die tägliche Arbeit daran zu orientieren.

Markus Huppertz: Und was wir nicht vergessen dürfen: Diese 5 Grundwerte haben wir nicht komplett neu erfunden. Schlussendlich waren all diese Themen wie Menschlichkeit, Vertrauen, Toleranz, Förderung und Qualität schon immer bei Birco präsent. Diese Grundwerte haben Herr Merkel und Herr Wagner schon seit Jahren geprägt, und mit allen Mitarbeitern gemeinsam gelebt: Menschlichkeit und soziale Verantwortung als Familienunternehmen. In den letzten Monaten haben wir diese Werteskala nur auf eine andere Ebene gehoben. Wir haben unsere 5 Grundwerte in der von Herrn Neukirchen beschriebenen Form erlebbar gemacht. Wir nützen die Früchte dieses Prozesses für die Optimierung unserer Arbeitgebermarke. Das heißt zum einen für die Ansprache zukünftiger Mitarbeiter und zum anderen für eine substantielle Bindung der Mitarbeiter, die bereits hier sind. Denn dies sind die beiden wesentlichen Aspekte des Themas Arbeitgebermarke. Beides hat Einfluss auf die Attraktivität eines Arbeitgebers. Der Fachkräftemangel ist in aller Munde.

THIS: Investitionen in die Mitarbeiter sind auch mit zusätzlichen Kosten verbunden? An dieser Stelle steigen viele
andere Unternehmen aus.

Markus Huppertz: Unbedingt. Wir haben umfangreiche finanzielle Mittel frei gesetzt und über dieses Budget hinaus, haben wir Sonderbudgets für gezielte Veränderungsmaßnahmen. Solche Investitionen sind absolut notwendig. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Faktoren Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität – hier sind wir dann wieder bei dem Thema Arbeitgebermarke – eine sehr wichtige Rolle spielen. Mitarbeiterzufriedenheit wird sich auf lange Sicht deutlich im wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens niederschlagen. Jeder Euro ist hier gut investiertes Geld.

THIS: Worin sehen Sie den wesentlichen Nutzen eines solchen Wertekanons?

Markus Huppertz: Nehmen wir einmal eines der wichtigsten Themen, die Qualität unserer Produkte. Hier ermöglichen unsere Werte uns einfache Entscheidungswege. Wir werden niemals dazu kommen, unseren Markenwert „Qualität“ aufs Spiel zu setzen. Also muss man hier gar nicht anfangen sich in Diskussionen zu begeben. Dies erleichtert Führung und spart mentale Ressourcen. Das trägt dazu dabei, den Blick auf das Wesentliche zu fokussieren in Anbetracht der vielen in einem Unternehmen vorherrschenden Themen. Und last but not least: Ich bin fest davon überzeugt, dass auch der wirtschaftliche Erfolg des Weges, den wir hier eingeschlagen haben, die vollkommen logische Konsequenz ist.

THIS: Neben dem Unternehmen hat sich auch das Portfolio
in den letzten Jahren stark verändert?

Christian Merkel: Ja, wir haben sowohl im operativen Bereich, als auch in der Außendarstellung des Unternehmens schon eine Menge bewegt, was wir auch zukünftig fortsetzen möchten. Dies bildet den Rahmen für die Projekte in diesem und im nächsten Jahr. Gerade in der Außendarstellung von Birco ist in den letzten Jahren eine Menge passiert. Dies spiegelt die gesamte Veränderung des Unternehmens auch in seiner Produktentwicklung wider.

Um es ein bisschen salopp zu formulieren: Wir sind nicht dort hängen geblieben, wo wir herkommen, sondern gewachsen. Der Focus hat sich komplett geändert. Wir denken nicht mehr in Produkten, sondern vielmehr in Problemlösungen. Früher haben wir ein Produkt hergestellt und dann erst überlegt, wo man dieses einsetzen könnte. Heute setzen wir die Erwartungen des Kunden in Baustofflösungen um. Wir beweisen das mit der intensiven Unterstützung für unsere Kunden in jeder Projektphase.

Markus Huppertz: Früher waren unsere Produkte auf die alleinige Zielsetzung ausgerichtet, Wasser irgendwie zu befördern. Nun sind wir an dem Punkt angelangt, weiter führende Lösungen zu entwickeln, um dann folgerichtig die Entwicklung gesamter Systeme voranzutreiben. Für uns gilt es, die verschiedenen Systeme miteinander zu vernetzen. Wie baut man Stadtquartiere? Auch hier haben sich die Ansätze in den letzten 20 bis 25 Jahren stark verändert. Wie baue ich Industriezentren? Wenn man neuere Gewerbegebiete mit denen von vor 30 Jahren vergleicht, ist sehr schnell festzustellen, dass ganz anders geplant wird.

THIS: Was bedeutet der Gedanke einer wasserorientierten Stadtplanung für Birco?

Christian Merkel: Überall, wo Niederschlag auftritt, muss Birco sein. An dieser Stelle muss ich natürlich auch über Bereiche im Hochbau nachdenken. Über versiegelte und über nicht versiegelte Flächen. Wir müssen uns auch mit entsiegelten Flächen beschäftigen, denn obwohl das Wasser hier versickert, gibt es viele Bereiche, wo ein ausreichendes Retentionsvolumen benötigt wird. Denn immer wieder treten Randbedingungen auf, in denen der Boden nicht ausreichend versickerungsfähig ist. Hier können wir mit unseren Systemlösungen Retentionsvolumen schaffen und die Fläche dann hinterher wieder renaturieren. Das ist und bleibt eine Grünfläche, aber wir konnten dieses Wasser sinnvoll zwischenspeichern. Und so stellt sich in letzter Konsequenz beim Umgang mit Wasser nicht mehr die Frage nach Hoch- und Tiefbau. Egal wo Wasser auftritt, wird es von Birco empfangen.

Michael Neukirchen: Wir wissen, dass Städte grün werden. Hier gibt es aber spannende Detailfragen zu einem an und für sich schon akzeptierten, als sinnvoll erachteten Prinzip. Speziell im Tiefbau sind wir an einem entscheidenden Punkt angekommen, an dem die Branche erkennen muss, dass hier noch unglaublich viel möglich ist. In den letzten 20 Jahren hat sich so viel auf den Hochbau fokussiert, dass im Tiefbau noch viel unerschlossenes Potential rund um das Element Wasser und Infrastrukturkonzepte schlummert. Die Verknüpfung zum Hochbau muss nachgezogen werden – damit alles zu einer ausgeglichenen Einheit wird.

THIS: Welche Faktoren legen Sie für die Zukunft

noch zugrunde?

Markus Huppertz: Allem voran müssen wir darauf blicken, wie sich die Bedürfnisse von Menschen verändert haben. Die Planung von Stadtquartieren, Logistikzentren oder Gewerbegebieten ist hierbei für uns ein ganz zentraler Punkt. Wenn man auf Städte wie Kopenhagen und Amsterdam blickt, kann man sehr viel lernen in Bezug auf eine wasserorientierte zukunftsfähige Stadtplanung. Hier passiert viel aus der Not heraus aufgrund der besonderen geographischen Position, aber Not macht bekanntlich erfinderisch. In diesen Metropolen gibt es viele interessante Vordenker. Die größte Gefahr ist die, begrenzt zu denken. Es gilt, alle Wege offen zu halten und genau darauf zu schauen, wie
derzeit schon visionäre Planer zusammen arbeiten. Was sind die Berufsbilder solcher Menschen, welche Rolle spielt die Digitalisierung? Man schaut global auf die Veränderung von Wetterlagen oder natürlich auch auf relevante gesellschaftliche Veränderungen.

Michael Neukirchen: Was für uns als Unternehmen wichtig ist, ist die Tatsache, in die Welt der Planer und Architekten hineinzupassen. Man muss Planer und Architekten verstehen. Auch bei diesem Personenkreis findet ein Generationenwechsel statt und diesen Moment darf man nicht verpassen, sich mit dem Denken dieser neuen Generation auseinanderzusetzen. Zudem möchten wir Denkmuster durchbrechen und neue Impulse setzen.

THIS: Digitalisierung wurde angesprochen - was bedeutet Digitalisierung und welche Rolle spielt BIM?

Christian Merkel: BIM wird derzeit viel diskutiert. Hier gibt es grundverschiedene Haltungen. Die einen sind davon überzeugt, dass man zukünftig nur noch so bauen wird und andere wiederum sind der Meinung, dass BIM nicht so funktionieren kann. Ein Planer im Tiefbau hat andere Ideen und Herangehensweisen als ein Planer im Hochbau. BIM im Hochbau genießt eine ganz andere Anerkennung als derzeit noch im Tiefbau. Im Tiefbau liegt die Nutzung von BIM bei ca. 15%. Eine starke Dynamik ist hier also noch nicht zu erkennen. Wir wissen auch, dass es großen Planungsbüros leichter fällt das Thema BIM anzugehen. Bei kleineren Büros kann das schon zu Ressourcenproblemen führen. Zumal verbindliche Standards von BIM größtenteils  nicht geklärt sind. Dafür sind die Wechselwirkungen und Variablen einfach zu umfangreich.

Michael Neukirchen: Alles eine Know-how Frage. Lösungsspezifisches Wissen lässt sich nach Bedarf am Markt einkaufen, man sollte sich jedoch rückversichern, ob die Qualität stimmt. So gewinnt man Kreativität und Geschwindigkeit. Hat man dann die beste Lösung für ein individuelles Moment, sollte man alles daran setzen, dieses Know-how in das Unternehmen fest zu integrieren. Und hier sind wir wieder beim Thema Partnerschaft. Wir pflegen intensive Partnerschaften.

Markus Huppertz: Wie schon eingangs gesagt, findet auch hier die Vernetzung der Systeme als nächster Evolutionsschritt statt. Jüngere Entwicklungen bei Birco sind sehr häufig dadurch geprägt, dass sie bei uns abteilungsübergreifend oder sogar interdisziplinär aus anderen Branchen zusammen gesetzt sind. Sprechen wir mal von der BIRCOpur. Hier vernetzen sich externe Filter-Spezialisten und Birco-Mitarbeiter als Vertreter eines Unternehmens, das sich auf Oberflächenentwässerung spezialisiert hat. Die Leistung wird zu Beginn am Computer durchgerechnet - dann in der Realität bestätigt. Analog und Digital ergänzen sich. Hier ist aus unterschiedlichen Bereichen ein neues Produkt entstanden und das wird auch zukünftig bei uns der Fall sein.

Michael Neukirchen: Konzepte, die wir heute entwickeln, sind in erster Linie flexibel für Veränderungen – um zukunftsfähig zu sein. Und hier sind wir wieder bei den Birco-Werten. Die Betonrinnen, die wir damals vor Garagen eingebaut haben, hatten schon unglaubliche Leistungsreserven, die aber nur Birco hatte. Deshalb liegen diese Rinnen heute noch und sind voll funktionstüchtig. Andere Hersteller sind inzwischen ausgetauscht. Damals hat noch kein Planer an 2 t schwere SUVs vor dem Haus gedacht. Diese Leistungsreserven müssen wir heute an anderer Stelle einbauen. Das heißt, dass wir uns schon jetzt auf mögliche Veränderungen in den nächsten Jahren einstellen und dies in unsere Lösungsstrategien mit einfließen lassen. Das ist unser Qualitätsanspruch.

THIS: Was für Entwicklungen gibt es beim Thema Werkstoffe?

Christian Merkel: Ich möchte mich hier weniger auf das Thema Werkstoffe beziehen, sondern eher auf das Thema Produktlinien. Wir haben nach wie vor unsere konventionellen Produktlinien, die wir sukzessive modernisieren und an aktuelle Anfordernisse anpassen. Für den Bereich Metall- oder Fassadenrinne haben wir ganz aktuell mit der BIRCOtopline ein zeitgemäßes System aus Stahl auf den Markt gebracht. Dieses entstand in Zusammenarbeit mit Planern und Verarbeitern. Somit konnten wir im Detail ein sehr anwenderfreundliches System entwickeln. Es ist nicht der Werkstoff der zählt, sondern die Problemlösungskompetenz. Wir fragen uns, was wird der Kunde in Zukunft brauchen, dann findet sich auch das richtige Material. Um aber noch einmal auf das Thema Werkstoffe zurück zu kommen: unsere Werkstoffgruppen – Beton, Stahl und Kunststoff – werden im Kernsortiment bleiben. Im Beton-Bereich werden wir Produktlösungen, die in der Vergangenheit im Gießbetonverfahren hergestellt wurden, im Rüttelstampfverfahren herstellen, weil dieses Verfahren wesentliche Vorteile bietet. Aber auch hier zählt die Arbeit mit Spezialisten aus dem Markt – für spektakuläre Lösungsansätze.

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