Optik und Technik perfekt verbunden
Vor exakt 125 Jahren wurde im südhessischen Pfungstadt die Staatsbahn des Großherzogtums Hessen in Betrieb genommen. Nachdem der Personenverkehr 1955 eingestellt wurde, feierten die Pfungstädter Bürger im Dezember letzten Jahres die Reaktivierung ihres Bahnhofes. Bei der Befestigung der Außenanlagen spielten die hier verlegten Pflastersteine eine besondere Rolle.
Mit der Reaktivierung der nur 1,8 km langen Schienenverbindung zwischen Darmstadt und Pfungstadt geht für viele Pfungstädter Bürger ein Traum in Erfüllung. Vom neuen Kopfbahnhof der knapp 25.000 Einwohner zählenden Gemeinde, gelangt man auf der eingleisigen Bahnlinie in nur 13 Minuten in das Zentrum von Darmstadt. Lothar Quintel vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Alsbach-Hähnlein beschreibt das Bauvorhaben: „Neben dem Neubau des Haltepunktes und der Reaktivierung der Bahnstrecke, waren im gesamten Umfeld des Endhaltes weitere ergänzende Maßnahmen seitens der Stadt vorgesehen, welche die Erreichbarkeit des ÖPNV-Haltepunktes durch den motorisierten und nicht motorisierten Individualverkehr verbessern sollen. So sollten z.B. durch ein überarbeitetes Buskonzept die Bahnstation optimal an die Stadtteile angebunden werden. Hierfür wurden ein zentraler Busbahnhof sowie eine Park-and-Ride-Anlage mit 50 Standardstellplätzen, 2 Behindertenstellplätzen sowie 4 Parkplätze für eine Stromtankstelle errichtet. Zusätzlich bieten 73 Bike-and-Ride-Stellplätze Parkraum für Zweiräder. Dank der unmittelbaren Nähe der Bushaltestellen und der Parkplätze zum Bahnsteig profitieren die Fahrgäste von kurzen Wegen und einen barrierefreien Umstieg zwischen Bus, Auto, Bike und Bahn.
Optimale Erreichbarkeit des ÖPNV-Haltepunktes
Ein nettes Gimmick der P & R – Anlage bilden auch die 5 Kiss-and-ride- Kurzzeitparkplätze. Unter „kiss-and-ride“ (wörtlich übersetzt: „Küssen-und-fahren“) wird das Abliefern oder Abholen von Fahrgästen an einer Zugangsstelle des öffentlichen Personenverkehrs durch einen von Dritten gefahrenen Pkw bezeichnet. Gemeint ist damit, den Partner zum Abschied zu küssen und dann gleich wieder weg zu fahren. „Genau dies war auch der Grund dafür, den etwa 2.500 m² großen Parkplatz nicht nur auf einfachste Art zu befestigen, sondern hier besondere Maßstäbe gelten zu lassen“, erklärt Lothar Quintel. „Es war unser Ziel, das gesamte Areal optisch so zu gestalten, dass eine angenehme Aufenthaltsqualität entsteht. Zwei Aspekte waren uns hierbei besonders wichtig: Zum einen sollten die neu zu befestigenden Flächen nicht zu steril wirken und sich mit einer gewissen Natürlichkeit in das Landschaftsbild einpassen. Ebenso sollten alle Pflasterflächen optisch wie aus einem Guss wirken, um das gesamte Areal in einen ruhigen Rahmen zu setzen“, so Quintel.
Neben den optischen Anforderungen hatten die Planer aber auch noch technische Aspekte bei der Befestigung der Flächen zu berücksichtigen. „An einigen Stellen – insbesondere auf dem Parkplatz und bei den Anlieferzonen des angrenzenden Supermarktes - müssen die Flächen oft bedeutende Lasten durch rangierende Fahrzeuge aushalten“, so Quintel. „Die Schwierigkeit bestand darin, einen Pflasterbelag zu finden, der neben der geforderten Optik auch noch alle Anforderungen an die Belastbarkeit erfüllte. Einerseits sind herkömmliche Gestaltungspflastersysteme in der Regel für eine solche Belastung nicht ausgelegt, andererseits wirken die meisten Schwerlastpflastersysteme optisch oft wenig ansprechend.“
Flächen sollen attraktiv und stabil sein
Die Wahl fiel auf das CombiStabil-Pflastersystem aus dem Betonwerk Pfenning in Lampertheim. Dieses System aus der Einstein-Pflasterfamilie verbindet Ästhetik und Funktionalität auf ideale Weise und erschien deshalb den verantwortlichen Planern als besonders geeignet. Quintel: „Ausschlaggebend für diesen Belag waren in erster Linie die überragenden Eigenschaften in Punkto Stabilität. Dank der D-Punkt-Fugensicherung des CombiStabil-Pflastersystems wird die zur regelmäßigen Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge systembedingt stets eingehalten. Die Verbundnocken bieten einen zusätzlichen Schutz gegen eine dauerhafte Verschiebung einzelner Steine, gleichzeitig berühren sich die Steinflanken aber auch bei enger Stein-an-Stein-Verlegung nur minimal an der Steinunterkante. Diese einzigartige Technik gewährleistet eine ergiebige, dauerhafte Fugenverfüllung, bei der sich das Fugenmaterial zwischen den Steinen regelrecht verkrallt. Schub- und Horizontalkräfte werden abgepuffert und auf die gesamte Fläche übertragen. Selbst größereBelastungen durch rangierende Fahrzeuge stellen kein Problem für das System dar.“
Daneben punktet das Einstein-Pflastersystem aber auch durch sein klares Fugenbild sowie durch die künstlich gealterte Steinoptik in verschiedenen Farbvariationen: Für Bahnsteig, Busbahnhof und die angrenzenden Bereiche am Supermarkt verwendete man den regionaltypischen Farbton Weinlaub. Auf den Parkplätzen dagegen entschieden sich die Planer für ein dezentes Anthrazit. Hierzu Lothar Quintel: „Die positiven technischen Eigenschaften dieses Pflastersystems gehen überhaupt nicht zu Lasten der Optik, wie dies bei vielen anderen Systemen der Fall ist. Ganz im Gegenteil: Durch die gebrochenen Kanten und die interessante Farbgebung der Steine, erhalten die Flächen eine gewisse Natursteinoptik und passen sich damit sehr harmonisch in das Landschaftsbild ein.“
Mit dieser Art der Flächenbefestigung gelang den Planern sehr gut der Spagat zwischen Optik und Technik. Auch die Kiss-and-ride-Parkplätze erfüllen ihre Funktion: „Dank der angenehmen Aufenthaltsqualität fällt Paaren der Abschiedskuss vielleicht nicht ganz so schwer, wie auf einem herkömmlichen Parkplatz“, bemerkt Quintel.