Optimalen Weg in die Zukunft weisen

Thema „Wertermittlung und Werterhalt von Entwässerungssystemen“

Zwei Tage lang war das Kongresszentrum in Willingen Schauplatz für den Kanalgipfel, initiiert von der THIS, der Interessensinitiative „Kanalfüsterer“, der Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH und der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau.

Die Veranstaltung im Sauerland enthielt diesmal ganz neue Themen: Während früher über Strategieentwicklung, Analyse und Optimierung informiert und referiert wurde, ist jetzt ein neuer Quantensprung da – das Monitoring, bei dem Kosten-Management, Controlling sowie Bench-Marking betrachtet werden. Laut Organisator und Experte Dr. Robert Stein sei dies „eine Evolution des gesamten Managementprozesses“. Und der Kanalgipfel solle den Netzbetreibern den optimalen Weg in die Zukunft weisen und ihnen zusätzlich Instrumente an die Hand zu geben, diesen Weg auch einzuhalten.

Die Adressaten wie technische Betriebsleiter oder Kämmerer, also die so genannten Entscheider, seien nach Meinung von Dr. Stein unbedingt zusammen zu bringen. Und weiter: „Damit können wir eine Blaupause für ein richtiges Handeln für das technische und kaufmännische Management erstellen. Denn in der Kommunikation und Zusammenarbeit der beiden Stellen gibt es noch große Defizite.“

Enormer Handlungsdruck

Robert Stein, geschäftsführender Gesellschafter der Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH in Bochum und Geschäftsführer der S & P Consult GmbH, sieht zudem „einen enormen Handlungsdruck“, um die Infrastruktur wirtschaftlich, nachhaltig und für die Bevölkerung effizient managen zu wollen. Die Grundlage, auf der der Kanalgipfel existiert, diese Problematik zu lösen, gewinne mehr und mehr an Bedeutung. „Damit
eröffnet sich für den nächsten Kanalgipfel und die
darauffolgenden Veranstaltungen ein sehr gutes
Beratungsfeld, dieses Thema auch weiterhin zu besetzen“, unterstreicht der Experte für das Asset-
Management von Wasserver- und Abwasserentsorgungsnetzen mit Hilfe prognosegestützter Strategieanalysen für die mittel- und langfristige Investitionskostenoptimierung.

Bereits am ersten Kongresstag ging es um Zahlen, Daten und Fakten. Denn hier sollte eine gemeinsame Diskussionsgrundlage für alle mit dem Thema Wertermittlung und Werterhalt von Entwässerungssystemen verbundenen Zielstellungen geschaffen werden. Hierzu referierten unter anderem Dr. Robert Stein („Monitoring von Sanierungsstrategien – Kennzahlen und Methoden“), Markus Vogel („Welchen Stellenwert und Nutzen haben Bestandsdaten der Abwasserinfrastruktur für Netzbetreiber – Gestern, heute, morgen“) sowie Richard Rohlfing zu „Zustandsbewertung von Abwasseranlagen und Konsequenzen für die Instandhaltungsstrategie“.

Offen und transparent sein

Einen plastischen und praxisbezogenen Einblick in die Kampagne „Schau auf die Rohre“ zur Unterstützung der Wasser- und Abwasserentsorger bei der Planung und schrittweisen Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen verschaffte zudem Franz Tragner aus Wien, der das Projekt für das Bayerische Landesamt für Umwelt vorstellte. Ganz wichtig war ihm hierbei: „Wir müssen immer transparent bei unserem Handeln sein. Denn nur wenn die Menschen verstehen, was und warum wir etwas tun, können sie Verständnis aufbringen. Und erkennen auch, welch ein Wert da unter ihnen besteht. Vielleicht setzt dann ein Umdenken ein und eine Gebührenerhöhung erscheint für viele einfach sinnvoll.“

Die Ausgangslage in Bayern sah zu Beginn der Kampagne wie folgt aus: insgesamt 215.000 Kilometer öffentliche Kanal- und Trinkwasserleitungsnetze liegen im Untergrund verborgen. Davon müssen etwa 10 bis 15 Prozent in den nächsten Jahren saniert werden. Aber eine Notwendigkeit der Instandhaltung ist nicht im öffentlichen Bewusstsein, da funktionierende Systeme laut Tragner „als selbstverständlich angesehen werden, die Kosten für die Instandhaltung oft schwer vermittelbar sind sowie andere kommunale Aufgaben wie der Straßenbau deutlich mehr im Blickpunkt stehen“. Trinkwasser- und Abwassernetze dagegen liegen unter der Erde und sind „unsichtbar“. Jedoch wenn sich Schäden an der Oberfläche wiederholt bemerkbar machen, sei es „vielfach schon zu spät“, fügte der Experte an.

Verständnis schaffen

Daher sieht er die Verantwortlichen der Kommunen in der Pflicht, offen und transparent mit den Problemen umzugehen und die Menschen vor Ort die grundlegenden Zusammenhänge zu den Themen Wasserver- und Abwasserentsorgung zu vermitteln. Hierzu zählt Tragner die Wertschätzung für die Leistungen der Netzbetreiber steigern, das Verständnis für die Notwendigkeit von Instandhaltungsmaßnahmen erhöhen sowie Arbeits- und Argumentationshilfen für Betreiber und Entscheidungsträger schaffen.

Als Kernbotschaften in der Kommunikation machte er aus: unter der Erde liegen große Vermögenswerte und der Betrieb der Leitungsnetze bedeutet einen hohen Aufwand. Aber: wie eine Straße oder eine Hausfassade haben auch Rohrleitungen nur eine beschränkte Lebensdauer.

Daher sei eine regelmäßige Prüfung und Instandsetzung notwendig, unterstrich er. Und „Hinauszögern kostet!“. Aus diesem Grund sei es besser, rechtzeitig zu sanieren und erneuern, um ein plötzliches Ansteigen der Gebühren zu vermeiden. „Denn dann werden Kommunen unglaubwürdig und die Bürger werden ungehalten“, sagte Franz Tragner. „Da muss man eben ganz einfach offen und transparent sein, damit die Leute eine Erhöhung nachvollziehen können.“

Beispiel aus der Praxis

Tag zwei stand dann ganz im Zeichen der Zahlen – Controlling in der Abwasserwirtschaft (Adrian Richter), Abwassergebührenkalkulation und Finanzierungsstrategien (Viola Wallbaum) oder auch die Finanzierung der Abwasserentsorgung (Dr. Harald Breitenbach) befanden sich auf der Agenda. Hier fand vor allem der Vortrag von Thomas Knuth von der Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen in Herne zum Thema „Optimierung der Infrastrukturerhaltung – am Beispiel der Stadt Altena“ großen Anklang. Denn der Experte veranschaulichte facettenreich, wie man als Kommune zusammen mit den Ausführenden die Sanierung und Instandhaltung der unterirdischen Infrastruktur für alle Seiten wirkungsvoll durchführen kann.

Instrumente für eigenes System

Hierzu unterstrich Lisa Spuhler von den Stadtwerken Bingen: „Besonders wichtig ist der kommunale Erfahrungsaustausch in vielen intensiven Gesprächen. Wir können viel Wissenswertes mitnehmen, wo stehe ich mit meinem Unternehmen selber, was können wir umsetzen und was brauchen wir noch für Instrumente, um unser eigenes System weiter entwickeln zu können.“

Jörg Junkers vom Güteschutz Kanalbau fasste nach den informativen Ausführungen der Experten zusammen: „Ein einzigartiges Forum für Entscheider - von kaufmännischer wie auch technischer Seite gesehen. Es ist das einzige im Bereich Kanalbau und Werterhalt. Und dieses Thema betrifft nicht nur uns, sondern auch unsere Kinder und nachfolgende Generationen.“

Markus Vogel, Inhaber der Firma Vogel Ingenieure, meinte außerdem: „Die Themen der Instandhaltung betreffen natürlich nicht nur die Ingenieure, sondern auch die kaufmännische Seite. Es besteht in den Verwaltungen ein weiterer Professionalisierungsbedarf, insbesondere was die Datentechnik, aber auch die Anlagenvermögenverwaltung betrifft. Ganz klar: es muss weiter gehen mit dem Kanalgipfel, weil der Bedarf an Informationen als Grundlage für die Professionalisierung gegeben ist.“

Bauverlag Events

www.kanalgipfel.de

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