Praxisnah mit Technik-Premiere im Schacht
5. Hildener Informationstag der KST Kanal-Sanierungs-Technik
Rund 130 Teilnehmer konnte die KST Kanal-Sanierungs-Technik GmbH, am 23.März auf Ihrem Betriebsgelände zum 5. Hildener Informationstag begrüßen. In diesem Jahr drehte sich bei der Veranstaltung (fast) alles um den Schacht. Wie schon in den Vorjahren setzte die von Geschäftsführer Klaus Hicker eröffnete und von KST-Vertriebsleiterin Ourania Stoikou moderierte Veranstaltung auch diesmal auf unbedingte Praxisnähe, die sich eng am Dienstleistungsspektrum des Kanaldienstleisters KST ausrichtete. Als Highlight gab es 2010 eine echte Technik- Premiere im Schacht.
Rund 10 Millionen Schachtbauwerke allein im Bereich der öffentlichen Abwassersysteme – das ist technische Herausforderung für die Anlagenbetreiber und zugleich Marktpotential für Anbieter von Technologie und Dienstleistungen in diesem speziellen Aufgabenfeld, das allerdings keineswegs an der Grundstückgrenze endet, wenn man bedenkt, dass im Prinzip jedes Grundstück mindestens einen Kontrollschacht haben sollte.
Die Grundstücke standen auch gleich im Zentrum des Eröffnungsvortrages, bei dem Dieter Drieschner, Sachgebietsleiter der Hildener Stadtentwässerung, das örtliche Konzept für den Umgang mit den Grundstücksentwässerungsanlagen bei der Umsetzung von § 61a LWG vorstellte. Konsequent nutzt man hier die vom Gesetz gegebenen Spielräume, abweichend vom Stichtag 31.12.2015 planmäßig eigene Vollzugstermine für unterschiedliche Teile des Gemeindegebietes zu setzen. Diese liefen teils vor dem „magischen Termin“, teils aber auch später – auch dies ist ja von Gesetz wegen durchaus zulässig. Was den Standard für den Begriff Dichtheit angeht, so wird in Hilden ausdrücklich die optische Dichtheit anerkannt und somit ein durchaus moderater Umgang mit dem Grundstückseigentümer gepflegt. Da es laut Dieter Drieschner in Hilden praktisch keine Fremdwasserprobleme und infolge dessen ausgewiesenen Fremdwasser-Schwerpunktgebiete gibt, spielen allerdings auch die finanziellen Fördermöglichkeiten des Förderprogramms Abwasser NRW hier keine Rolle in der Praxis.
Den Reigen der Praxisvorführungen, die sich in Hilden mit den Fachvorträgen abwechselten, eröffnete eine Demonstration mit Premieren-Charakter. Die HDT-Hochdruck-Dosiertechnik GmbH, ein Tochterunternehmen der MC Bauchemie GmbH, stellte „Live im Schacht“ die von HDT entwickelte „Blaster-Unit“ vor – eine zentrisch im Schacht versenkbare Hochdruck-Rotationsdüse, mit der sich der erste -und, wie mehrere folgende Referenten betonten, wichtigste- Arbeitsgang der Schachtsanierung auf einheitlich hohem Qualitätsniveau durchführen lässt: Die Wände werden mit Granulat bis auf den festen Kern trocken gestrahlt, was die ideale Grundlage für die spätere Beschichtung mit dem zum gleichen System gehörenden MRT-Verfahren bildet, das am Nachmittag des Informationstages die Aufmerksamkeit der versammelten Fachwelt auf sich zog. Das MRT-Verfahren basiert auf dem Ausschleudern der Schachtwände mit dem mineralischen Schachtmörtelsytem OMBRAN der MC Bauchemie, das vorab von Peter Markolwitz (HDT) in seiner Funktionsweise erläutert wurde. Mit Hilfe der „Spinning Unit“, deren schnelle und sorgfältige Arbeitsweise die Anwesenden ebenso beeindruckte wie letztlich das Beschichtungs-Ergebnis, ist es möglich, eine Schichtdicke von 15 Millimetern innerhalb von drei Minuten pro Quadratmeter aufzutragen.
Bevor Schächte zur Sanierung anstehen, müssen auch sie erst einmal auf ihren Zustand hin untersucht und entsprechend dokumentiert werden. Nach Jahren einer Inspektion „zu Fuß“ mit handschriftlicher Dokumentation, bestenfalls garniert durch ein paar Polaroid-Fotos, heißt nun auch hier die Devise: Volldigitale Zustandsdokumentation.Zu diesem Thema traten in Hilden zwei aktuelle Systeme quasi „in Wettbewerb“ an. Einerseits das System Panoramo SI der IBAK GmbH, Kiel, das gewissermaßen eine technische Adaption des populären Hauptkanal Kamerasystems Panoramo „aus der Horizontalen in die Vertikale“ darstellt. Das Ergebnis ist jedenfalls identisch: Auch im Schacht bekommt man binnen weniger Minuten eine lückenlose digitale Bilddokumentation samt einer vollflächigen Abwickelungs-Darstellung der Schachtoberfläche: Da bleibt kein Makel des Schachtbauwerks unentdeckt. Während das IBAK-System am verstärkten Kabel vom Fahrzeugausleger aus in den Schacht hinab fährt, basiert das System TELESCHACHT E2 der WEIJI GmbH & Co. KG auf einem Dreibein mit teleskopierbarerMittelachse, an deren Ende in einem Kameragehäuse nicht nur die axiale Zentraloptik sitzt, sondern zudem ein zweites, radial ausgerichtetes und um die Mittelachse rotierendes Objektiv; dieses scannt beim hinab Fahren des Kamerakopfes streifenweise die Schachtwand. Das optionale Ergebnis – auch hier in hoher Bildqualität- ist auch hier alternativ eine Abwicklungsdarstellung oder eine Schacht-Abfahrt. Wer es ganz genau auch im Schacht wissen will und sich mit optischen Befunden nicht zufrieden gibt, der kann die Zustandserfassung auch mit einer Wasser-Füllstandprüfung angehen, wie sie von der ZK Kanalprüftechnik, Wettstetten, mit optimiertem Equipment demonstriert wurde.
An aussagekräftigen Daten wird künftig also die Schachtinstandhaltung auf gar keinen Fall scheitern – soviel wurde beim Hildener Leistungsvergleich deutlich. Woran die Schachtsanierung hingegen sehr wohl scheitern kann und dies in der Praxis leider auch allzu oft tut – das wusste aus der Sicht des IKT Instituts für Unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen Dipl.-Ing. Serdar Ulutaş zu berichten, der beim IKT für den Forschungsbereich Schächte verantwortlich ist und den Gästen des Informationstages ein umfassend angelegtes Konzept für die Qualitätssicherung in der Schachtsanierung vorstellte. Ein „brandheißes“Thema ist Qualitätssicherung aber nicht nur im Schacht, sondern auch bei der Liner-Sanierung von Grundstücksentwässerungen. Wie sie sicher zu stellen ist, zeigte Dipl.-Ing. Marco Wiessler von der KOB Karl-Otto-Braun GmbH, am Beispiel des KOB-Systems BRAWOLINER® auf, das von der KST seit Jahren eingesetzt wird. Dreh- und Angelpunkt der Qualitätskontrolle ist die sogenannte „Docu-Box 2.0“. Diese dem BRAWOLINER-Equipment vorgeschaltete Dokubox steuert, kontrolliert und dokumentiert den Einbau- und Aushärtungsvorgang lückenlos. Sie realisiert und repräsentiert somit das Konzept einer Qualitätssicherung durch konsequente Parameter-Kontrolle.
Für die KST als Dienstleister gehört der tatsächliche Einsatz fortgeschrittener Technik an dieser Stelle inzwischen ebenso zum Standard wie in anderen Einsatzfeldern des breit aufgestellten Unternehmens. Nach dem erfolgreichen 5. Informationstag denkt man im Hause bereits über Konzept und Ausrichtung für die Nachfolgeveranstaltung in 2011 nach.n