Schwedter Hafen mit neuer Gleisanbindung
Nachdem im Juli 2010 der Grundstein für den Bau des Schwedter Hafengleises gelegt wurde, erfolgte am 26. August 2011 die Eröffnung der neuen Gleisanbindung an das Netz der Deutschen Bahn.
Maßgeblich beteiligt an der Planung zur trimodalen Anbindung waren Ipro Lausitz und Ipro Dresden. Mit dem Anschluss des Schwedter Binnenhafens an das öffentliche Schienennetz gelingt es der Oder-Stadt, dessen Wirtschaftlichkeit künftig weiter zu steigern.
Hafengleis als Standortvorteil
Für rund 30 Mio. Euro wurde in Schwedt/Oder ein Binnenhafen an der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße errichtet und im Jahr 2001 in Betrieb genommen. Mit der am 26. August 2011 eröffneten neuen Gleisanbindung wurde jetzt nicht nur die regionale Infrastruktur verbessert, sondern auch eine wesentliche Voraussetzungen dafür geschaffen, den Hafen als Umschlagplatz von Schwergütern weiter zu entwickeln. Jährlich werden in dem Stichhafen rund 150.000 t Güter umgeschlagen. Aufgrund seiner Ostseeanbindung wird sich der Hafen künftig auch als Anlaufstelle baltischer und skandinavischer Kunden etablieren.
Der brandenburgische Minister für Wirtschaft und Europaangelegenheiten, Ralf Christoffers, betonte in seinen Grußworten die Bedeutung Schwedts als wirtschaftliches Zentrum der Uckermark und bezeichnete sie aufgrund der in Hafennähe ansässigen Mineralöl- und Papierindustrie als einen der wichtigsten Industriestandorte Brandenburgs.
Anspruchsvolles Ausbauprojekt
Im zehnten Jahr der Hafengründung wurde in nur 13 Monaten ein sieben Kilometer langes Gleisnetz, eine Eisenbahnbrücke über die Welse und ein Rangierbahnhof fertig gestellt. Dabei teilt sich die sieben Kilometer lange Gleisstrecke in eine 2,5-km-Strecke über die Welse, einen Rangierbahnhof mit fünf Gleisen und je zwei Gleisen von vierhundert Metern Länge zu den beiden Kaiseiten. Das Gesamtvorhaben beanspruchte ein Investitionsvolumen von 23 Mio. Euro von denen je 50 Prozent aus Haushaltsmitteln des Bundes und Mitteln des Landes finanziert wurden.
Für Dietmar Fränzel, Niederlassungsleiter Ipro Lausitz, dokumentiert die Einweihung etwas ganz besonderes: “Mit der Eröffnung des neuen Hafengleises endet das bisher größte Gesamtprojekt der Ipro Lausitz. Mehr als zehn Mitarbeiter unserer Niederlassung waren an der planerischen Vorarbeit beteiligt. Darunter befanden sich Kollegen des Verkehrs-, Tief- und Hochbaus, der Tragwerksplanung, des konstruktiven Ingenieurbaus und der Bauüberwachung. Aber auch Umweltfachleute und Kostenplaner brachten sich seit 2005 immer wieder mit ein”, so Fränzel.
Insgesamt gilt das Projekt als erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Ipro Lausitz und Ipro Dresden. “Während dem Dresdner Stammhaus die Fortschreibung der Vorplanung, die Entwurfsplanung, die Planfeststellung und Ausführungsplanung, die Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe sowie die Bauüberwachung oblagen, waren wir für alle die Bauplanung tangierenden Maßnahmen zuständig. Dazu gehörten alle Vermessungsleistungen, Baugrunduntersuchungen, die Ausrichtung des Wasserbaus sowie alle umweltfachlichen Belange. Errichtet werden musste eine Straßenüberführung über eine Bundesstraße, technisch gesicherte Bahnübergänge über zwei Landesstraßen, Querungen des Flusses Welse sowie mehrerer Gräben. Die Rangieraufgaben im Hafen bewältigt ein Bahnhof mit insgesamt fünf Gleisen einer Länge von 350 bis 550 m.
Umfangreiche Variationen
Rückblickend erinnert sich Dietmar Fränzel an drei besonders knifflige Situationen im Planungsverlauf: “Als wir die europaweite Ausschreibung gewonnen hatten, beantragte die Stadt Fördermittel bei der EU und dem Bund. Wurden zunächst 90 Prozent bewilligt, kam es später zu einer Korrektur auf 80 Prozent. Da das Projekt zwischenzeitlich zwei bis drei Jahre ruhte, mussten die bestehenden Pläne schließlich neu angepasst werden”, erinnert sich der Projektleiter. “Konkret galt es beispielsweise die zuvor als Stahlbetonbauwerk geplante Brücke über die Welse hochwassersicher und letztlich in Fertigteilbauweise vorzusehen. Um nicht auch alle zuführenden Gleise umplanen zu müssen, beließen wir die Fundamente und konstruierten die Brücke höher.”
Aufgrund der sensibleren natürlichen Gegebenheiten spielte die Ökologische Bauüberwachung, gewährleistet von Ingenieurbüro Schoob, im zweiten Bauabschnitt eine wesentlich wichtiger Rolle als zuvor. So galt es, eine große Population Uferschwalben, aber auch Fledermäuse, Seeadler und Rotbachunken zu schützen.
Zur feierlichen Eröffnung des neuen Hafengleises erwartete ein Traditionszug der Berliner Eisenbahnfreunde seine Gäste zu einer Premierenfahrt. Sie verlief über den fünfspurigen Rangierbahnhof, die Eisenbahnbrücke über die Welse und das Anschlussgleis auf dem Gelände einer nahe gelegenen Papierfabrik. Entlang des 25 ha großen Gewerbegebietes ermöglichte dies einen Blick auf die im „Hafen“ ansässigen gewerblichen Unternehmen und in die Landschaft des Oderbruchs.
Die Wirtschaftlichkeit der Oder-Stadt wird nachhaltig gesteigert