Sicher abgestützt
Der Bau des Austria Campus in Wien stellt hohe Anforderungen an die
Gerüsttechnik. Die aufgeständerten Gebäudeteile erfordern die Ableitung von
hohen Lasten und Arbeitsplattformen unter der Schalung machen Zugänge nötig.
Die Zahlen sind beeindruckend: Der Baugrubenaushub von 600.000 m3 entspricht in etwa 4 Millionen gefüllten Badewannen. 20 Kräne sowie zu Spitzenzeiten rund 2.200 Bauarbeiter sind permanent auf der Baustelle im Einsatz. Die Rede ist von einem der größten Hochbauprojekte in Österreich – dem Austria Campus.
Siegerprojekte werden realisiert
Als Teil eines Stadtentwicklungsgebietes entstehen derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Wiener Nordbahnhofs fünf moderne Bürokomplexe mit einer Bruttogeschoßfläche von über 300.000 m2.
Neben Büroflächen gehört dazu auch eine eigene Infrastruktur: Hotel, Betriebsrestaurant, Kindergarten, Konferenzzentrum und Einzelhandel. Die Grundlage für das Bauvorhaben bilden die Pläne der Siegerprojekte eines städtebaulichen Wettbewerbs sowie eines Realisierungswettbewerbs für das Kopfbauwerk.
Die Herausforderung: besonders hohe Lasten
Eine Besonderheit stellen die aufgeständerten Gebäudeteile der Bürokomplexe dar, die in Fassadenlängsrichtung auf V-Stützen auflagern.
Während der Bauphase waren für die Deckenbeto-nage im Bereich der Aufständerung ca. 11 m hohe Traggerüste zur Lastableitung erforderlich. Diese stellten das Bauunternehmen Strabag AG vor einige Herausforderungen:
– sichere Ableitung der aus bis zu vier Obergeschossen resultierenden hohen Linienlasten von bis zu 90 kN/m und Flächenlasten von bis zu 45 kN/m²
– wirtschaftliche Montage per Hand zur Schonung der Krankapazitäten
– hohe Flexibilität in der Anwendung
Zum einen galt es, Höhenversätze in den Gerüstaufstell- sowie den Deckenflächen auszugleichen und die bereits errichteten V-Stützen in die Traggerüst-Konstruktionen zu integrieren.
Zum anderen wurden Baustellenzugänge und Arbeits-plattformen unterhalb der Schalung gefordert, also eine Kombination aus Trag- und Arbeitsgerüst. Das Bauunternehmen Strabag AG entschied sich für den Einsatz des vom DIBt zugelassenen und typengeprüften Allround Traggerüsts TG 60. Beim Allround Traggerüst TG 60 handelt es sich um ein in das Allround-Gerüst integriertes System. Als Ergänzungsbauteile sind dazu nur die Allround Traggerüstrahmen TG 60 erforderlich: als Anfangsrahmen, als Standardrahmen sowie als Ausgleichsrahmen.
Die vorgefertigten Rahmenelemente mit einem Einzelteilgewicht von maximal 18 kg reduzieren die
Anzahl der Einzelteile und lassen sich in Verbindung mit Allround-Systemriegeln und -diagonalen über die schraubenlose Keilschlossverbindung schnell und einfach zu Traggerüsttürmen kombinieren.
Kombination mit dem Allround-Gerüst
Bei der Projektplanung standen die erfahrenen
Layher Anwendungsingenieure zur Seite. Durch eine 3D-Planung mithilfe der Layher Planungssoftware Layplan CAD ist es möglich, die einzelnen Gerüste an die Bauwerksgeometrie anzupassen und Kollisionen mit Hindernissen schon im Vorfeld zu vermeiden.
Ein entscheidender Vorteil war bei diesem Projekt die Kombinierbarkeit mit den Bauteilen des Allround-Gerüsts. Müssen nur kleine Flächenlasten abgetragen werden, kann der quadratische Grundaufbau der Allround Traggerüsttürme TG 60 durch die verschiedenen Standardlängen der Allround-Riegel und -Diagonalen flexibel gestreckt werden.
Somit können die Türme an die gegebene Flächenlast sowie die Gebäudegeometrie angepasst werden. Bei diesem Projekt war das bis zu einer Feldlänge von 2,07 m im Bereich der Deckenflächen der Fall. Das Ergebnis ist eine effizientere Stielausnutzung im Turm. Dadurch sind weniger Traggerüsttürme nötig. Das spart nicht nur Material, sondern auch Montagezeit.
Flexible Steigerung der Tragfähigkeit
Die quadratischen Traggerüsttürme im Bereich der Brüstungen wurden dagegen aufgrund der deutlich höheren Lasten durch Bündelung von Allround Traggerüstrahmen TG 60 mittels kurzer Allround-Riegel verstärkt. Bei großen Flächen- und Linienlasten oder bei Lastkonzentrationen lässt sich die Tragfähigkeit der Türme so beliebig steigern.
Sind ein Höhenausgleich bei unebenem Gelände oder das Umbauen von Hindernissen wie den V-Stützen notwendig, ermöglicht die Kombination aus Allround Traggerüsttürmen TG 60 und Allround-Systembauteilen zudem eine flexible Geometrieanpassung. Der Anschluss erfolgt über die schraubenlose und zeitsparende Allround-Keilschlossverbindung ohne Verlierteile.
Koppeln per Keilschlossverbindung
Die Unterstützungshöhe von bis zu 11 m erforderte außerdem das Koppeln der Traggerüsttürme zur Aussteifung. Dies erfolgt beim integrierten System TG 60 einfach mit Allround-Systemriegeln und -diagonalen per schraubenloser Keilschlossverbindung. Durch den Einsatz von Standardteilen mit vorgegebenem Systemmaß entfällt gleichzeitig das Einmessen der einzelnen Traggerüsttürme. Im Gegensatz zu aufwendigen Konstruktionen aus Rohren und Kupplungen bedeutet dies eine Reduzierung der Montagezeit. Da kranunabhängig, also stehend montiert werden sollte, war angesichts der Turmhöhen von bis zu 11 m Sicherheit bei der Montage ebenfalls ein wichtiger Faktor. Durch die fest vorgegebene Aufbaufolge der Allround Traggerüsttürme TG 60 werden Sicherheitsvorschriften auf Baustellen erfüllt. Gerüstersteller haben automatisch einen rundumlaufenden Seitenschutz.