Was wir vom Juchtenkäfer
lernen können

Fragt man ausländische Fachleute danach, was unser Land auszeichnet, werden stets die beeindruckenden Ingenieursleistungen anerkannt, zu denen unsere Industrie (auch unsere Bauindustrie) immer wieder fähig sind. Fast unvermeidlich folgen lobende Bemerkungen über Eigenschaften wie Disziplin, Fleiß, Ordnungssinn, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit etc., die im Vergleich zu vielen anderen Ländern als vorbildlich angesehen werden.

Doch diese „preußischen Tugenden“ haben eine Kehrseite. Bei der uns eigenen Fokussierung auf Projekte, Erfolge und Technik kommt gelegentlich der Mensch etwas zu kurz. Das zeigt sich besonders in der Bauwirtschaft: Bei gesundheitlich relevanten Themen (Absturzsicherheit, Staubschutz etc.) wird immer noch weitgehend dem Auftraggeber überlassen, sich zu kümmern. Der delegiert weg, soweit es eben geht, so dass am Ende Bauunternehmer und Handwerksbetriebe ausbaden müssen, was weiter oben verdrängt und versäumt wurde.

Man sollte erwarten können, dass der Gesetzgeber den Schutz unserer Fachkräfte genauso ernst nimmt wie den Schutz des Juchtenkäfers, der das milliardenschwere Bahnprojekt Stuttgart 21 zeitweilig ausbremste. Sicherheitsvorgaben gehören derart fest in Gesetze und Vorschriften gegossen, dass Sicherheitskonzepte zwingend Teil der Ausschreibung sein müssen; nur so können sie überprüft und solide eingepreist werden. Und von der öffentlichen Hand muss man erwarten, dass sie nicht nur auf legislativer Seite für den Schutz unserer Fachkräfte sorgt. Sie muss als Auftraggeber für ihre eigenen Bauprojekte Sicherheitskonzepte nicht nur aktiv einfordern, sondern auch angemessen bezahlen.

ZAHL DES MONATS


13,1 %

beträgt der Anteil der Frauen unter den Beschäftigten im Baugewerbe.

Quelle: Statista

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