„Zukunft mit System“
Strategische Veränderungen bei der Steinzeug-Keramo GmbHDie Steinzeug-Keramo GmbH kündigt die neue Systemlösung Kera IX zur Bausaison 2019 an. THIS sprach mit Bernd Ebbers, Geschäftsführer bei Steinzeug-Keramo, über Veränderungen im Unternehmen sowie über die Innovation Kera IX.
THIS: Die Steinzeug-Keramo GmbH hat strategische Veränderungen angekündigt und setzt diese um. Welcher Art sind diese Veränderungen?
Bernd Ebbers: Wir haben in den letzten Monaten unsere gesamten Geschäftsfelder genau analysiert und vieles kritisch hinterfragt. In diesem Prozess haben wir einige Bereiche im Unternehmen identifiziert, bei denen wir mit der Markt- und Wettbewerbssituation nicht vollständig zufrieden sind. Wirtschaftlich entscheidend an dieser Stelle ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Produktions-Setup und den Anforderungen, die aus dem Markt heraus an uns herangetragen werden. In einigen Bereichen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass unser Produktions-Setup nicht dem entspricht, was wir uns als nachhaltige Lösung vorstellen können.
Unser erklärtes Ziel war und ist es, die Steinzeug-Keramo GmbH in Teilen neu auszurichten, um das Unternehmen zu stärken und nachhaltiges, effizientes Wachstum in einem herausfordernden Marktumfeld zu erreichen. Natürlich bleiben wir bei aller Veränderung auch weiterhin der Spezialist im Bereich Abwasser. Jedoch werden wir uns zu einem ganzheitlichen Systemanbieter auch über das Abwassermanagement hinaus entwickeln.
Dabei setzen wir auf unsere bestehenden Stärken, wie sehr gute Kundenbeziehungen, und auf die Erschließung neuer Marktsegmente – beispielsweise in den Bereichen „Kanalsanierung“ und „Regenwassermanagement“. Auch im Projektgeschäft werden wir uns zukünftig noch intensiver engagieren. Hier sehen wir großes Potenzial.
Um diese Ziele schnell und effizient umzusetzen, haben wir in der jüngeren Vergangenheit viele Maßnahmen im Unternehmen auf den Weg gebracht. Zu diesen zählen auch die während der IFAT präsentierten Produktinnovationen. Hier haben wir ganz bewusst neue Wege eingeschlagen.
THIS: Von welchen Unternehmensbereichen haben Sie sich verabschiedet?
Bernd Ebbers: Unsere geplanten Veränderungen beim Thema Großrohre haben wir bereits kommuniziert. Das Unternehmen wird sich zukünftig auf die Produktion von Steinzeugrohren bis zu einer Nennweite DN 800 für den europäischen Markt konzentrieren. Es ist ebenfalls bereits bekannt, dass im Zuge dieser Neuausrichtung beschlossen wurde, die Produktion am Standort Frechen mit Jahresende 2018 zu schließen. Die Unternehmenszentrale der Steinzeug-Keramo GmbH bleibt weiterhin in Frechen. Die Produktion und Logistikzentren werden sich zukünftig auf die beiden Werksstandorte Bad Schmiedeberg, in Sachsen-Anhalt, und Hasselt, in Belgien, konzentrieren.
Werden die Produktionskapazitäten in Bad Schmiedeberg und in Hasselt auf dem gleichen Niveau verbleiben?
Bernd Ebbers: Wir haben uns in der jüngeren Vergangenheit intensiv zu möglichen Optimierungen bei den Produktionsmethoden und Produktionsprozessen beraten lassen. Solche Optimierungspotenziale haben wir identifiziert und werden diese umsetzen.
THIS: Verbleibt der Werkstoff Steinzeug auch weiterhin
dauerhaft im Zentrum Ihres unternehmerischen Handelns?
Bernd Ebbers: Das ist ganz entscheidend: Unser Fußabdruck bleibt im Steinzeug. Dies wird sich nicht ändern. Ein entscheidendes Argument für den Werkstoff Steinzeug besteht bekanntlich darin, dass wir uns in Bezug auf seine Nachhaltigkeit deutlich von anderen Mitanbietern im Markt unterscheiden. Das ist uns auch besonders wichtig. Bei allen unternehmerischen Umorientierungen, die wir derzeit vornehmen, legen wir großen Wert darauf, immer wieder darauf hinzuweisen, dass unser „Footprint“ identisch mit dem bleibt, wofür wir schon immer gestanden haben. Steinzeugrohre sind dafür bekannt, dass sie besonders tragfähig, hygienisch, korrosionsfest, abriebfest, umweltfreundlich, wartungsarm und extrem beständig sind. Somit bleiben unsere Kernkompetenzen unangetastet und damit all die Faktoren, aufgrund derer ein Werkstoff wie Steinzeug ein so hohes Maß an Anerkennung im Markt genießt.
THIS: Was ist das Besondere an Kera.iX?
Bernd Ebbers: Mit dem Produkt Kera.iX haben wir uns bestimmte Freiheitsgrade erarbeitet, über die wir vorher nicht in dem Maße verfügt haben. Sowohl in Bezug auf das Rohr als Grundkörper als auch in Bezug auf das Thema Verbindungstechnik. Beim Kera.iX kann man bereits auf den ersten Blick sehen, dass es sich bei dieser neuen Systemlösung nicht um ein klassisches Rohr handelt. Eine unserer entscheidenden Ideen zur IFAT in diesem Jahr bestand darin, das neue Produkt und unsere Denkansätze vorzustellen und mit unseren Kunden hierzu in einen Dialog zu treten. Dies birgt für uns die Möglichkeit, neue Denkansätze aus dem Markt aufzunehmen und in unsere weitere Produktentwicklung mit einzubinden. Wir haben bereits viel interessantes und konstruktives Feedback aus dem Markt erhalten. Insgesamt ist das Interesse an Kera.iX auch von Seiten der Verbände und anderer wichtiger Multiplikatoren der Branche sehr hoch.
THIS: Verfügt Kera.iX auch über signifikant veränderte
Werkstoffeigenschaften?
Bernd Ebbers: Für die Produktion von Kera.iX haben wir in der Tat signifikante Optimierungen des Werkstoffs vorgenommen. Wir haben die Modellierungen im Werkstoff so gestaltet, dass wir uns optimierte Festigkeitswerte mit bestimmten Modellen und Produkten erarbeiten können. Hierbei haben wir sicherlich ein Stück weit unsere klassische „Steinzeug-Denkweise“ angepasst. Jetzt sind andere Lösungsansätze notwendig, wie zum Beispiel das Thema Hohlkammerrohre bei gleichen oder sogar verbesserten Festigkeiten. Und dies bei einer noch erhöhten Nutzungsmöglichkeit. Dazu stellte sich uns die Frage, wie gehen wir mit der Verbindungstechnik um? Welche Optimierungen können wir bei der Verbindungssicherheit erreichen? Dies bedeutet in der letzten Konsequenz schon bei Anlieferung der Produkte auf der Baustelle den Nachweis führen zu können, dass die Verbindungssicherheit bereits werkseitig optimal vorkonfiguriert wurde. Und drittens gilt es Informationen aus dem Gesamtsystem zusammenzutragen, um auf deren Grundlage Systemoptimierungen durchführen zu können.
THIS: Zielt dieser letzte Punkt auch auf mögliche
Tendenzen zur Digitalisierung ab?
Bernd Ebbers: Ja, natürlich. Und das sind auch diese Freiheitsgrade, über die wir gerade schon sprachen. Derzeit sehen wir uns bereits in der Lage, unsere neue Verbindungstechnik dazu zu nutzen, um konkrete Informationen über die Einbausituation zu erhalten und zu analysieren. Das war mit unserem bisherigen Produktprogramm sicherlich bisher schwieriger. Gegenwärtig denken wir intensiv darüber nach, wie Daten so effektiv ausgewertet werden können, dass auf Grundlage dieser Database bestimmte Systemoptimierungen durchgeführt werden können. Entweder von uns selbst oder von einem strategischen Partnernetzwerk. Hierin sehen wir – gewissermaßen als Vorstufe - einen wichtigen Schritt hin zur Digitalisierung.
Werden die angestrebten Veränderungen zunächst in
erster Linie Auswirkungen auf den deutschen Markt haben oder auch auf die internationalen Märkte?
Bernd Ebbers: Aus unserer Sicht hat jeder Markt seine individuellen Eigenheiten. Alle Märkte haben unterschiedliche Ausprägungen, unterschiedliche Anforderungen und Notwendigkeiten. Zum Beispiel, dass der osteuropäische Markt ein komplett anderes Set-Up benötigt, weil hier noch ein signifikantes Marktwachstum zu beobachten ist. Hier benötigen wir weniger Zentralismus, wohingegen andere Märkte wieder viel zentraler funktionieren. Diese Unterschiede werden wir in der Umsetzung unserer organisatorischen Maßnahmen natürlich berücksichtigen.
THIS: Herr Ebbers, herzlichen Dank für das Gespräch!