E-Book-Reader können mehr
Die Bibliothek in der Jackentasche
Richtige Bücher sind klasse, elektronische praktisch. Das macht den Erfolg des Kindle aus, dem E-Book-Reader. Mit dem können elektronisch gespeicherte Buchinhalte heruntergeladen und gelesen werden. Die Bibliothek in der Jackentasche, handlich und mobil.
Das vom Internethändler Amazon angebotene Kindle gibt es bereits in der vierten Version. Doch das Erfolgsgerät hat seit
seiner Premiere im Jahre 2007 erhebliche Konkurrenz bekommen. Auch von leicht zu bedienenden Tabletcomputern mit installierten E-Book-Readern. Für Menschen mit Sehbehinderung bieten viele E-Book-Reader Vorteile gegenüber der auf Papier gedruckten Konkurrenz. Stufenweise lassen sich Schrift und Schriftart ändern und vergrößern. 2010 bewertete die Stiftung Warentest zwei Drittel der getesteten Lesegeräte mit der Note „Gut“.
Abmessungen von 190 mm x 123 mm x 8,5 mm und ein Gewicht von weniger als 250 Gramm machen die Handhabung des Kindle 3G einfach. Keine Software, kein Setup. 3500 Bücher kann es laden. Auch Musik spielt er ab. Bis zu zwei Monaten läuft der Akku. Pfiffiges Detail: Das praktische Leselämpchen. Als Zubehör wird eine Schutzhülle aus Leder angeboten.
Wer eine deutsche Menüführung bevorzugt greift zum kleineren Bruder des Kindle und bezahlt unter 100 Euro. 15-cm-Display, reduzierte Abmessungen, 30 Prozent weniger Gewicht, Speicherkapazität 2 GB - das reicht für 1400 Bücher. Nur eine Minute, dann ist ein weiteres Buch aus dem Netz heruntergeladen.
Bücher über Bücher
Mehr als 800.000 kostenpflichtige Bücher sind für das Kindle verfügbar. Kostenlose E-Books (deren Copyright abgelaufen ist) für das Kindle und andere E-Book-
Reader findet man massenhaft im Netz. Zum Beispiel von Project Gutenberg. An einem einzigen Tag (11.
November 2011) wurden von der Plattform www.
gutenberg.org 133.468 Bücher abgerufen und gespeichert. Mark Twains Klassiker „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ führt deren Top-Downloadliste an.
Im Netz fand ich eine hübsche Bemerkung: Anders als ein echtes Buch könne ein E-Book-Lesegerät kaum Hinweise auf den Intellekt des Nutzers geben und mit einer gut sortierten Wohnzimmer-Bibliothek ließen sich Gäste nachhaltiger beeindrucken. Mag sein. Trotzdem gilt: Lesegeräte werden die Bücherwelt erobern – aber das geschriebene Wort verliert nicht an Wert. 2016 werden etwa 16 Prozent der in Deutschland verkauften Bücher E-Books sein, schätzt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Multitalente
Doch Verbraucher wollen Geräte, mit denen man mehr kann als nur Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen lesen und Musik hören. Hier können Tablet-PCs als Gerätekategorie zwischen Laptop und Smartphone ihre Stärken ausspielen.
Als günstige Konkurrenz des legendären IPad brachte zum Beispiel der Audiokomponentenhersteller Odys verschiedene multifunktionale Geräte auf den Markt. Sein „Genesis“ mit vorinstalliertem E-Book-Reader kommt für deutlich weniger als 150 Euro in den Verkauf. Mit ihm kann man lesen, surfen, e-mailen, Musik hören sowie Bilder oder Videos anschauen. Kalender und Uhr sind ebenfalls an Bord. Gut verarbeitet ist er obendrein. Das handliche Ding lässt sich in eine feste, verschließbare Kunststoffhülle einklinken, sie bietet ausreichend Schutz.
Das Touchscreen-Display mit 8,6 Zoll Bilddiagonale (21 cm) und 800 x 600 Pixeln Auflösung gefällt durch sein Format. Ein G-Sensor steuert die Bildschirmansicht und richtet die Optik im Hoch- oder im Querformat aus. Die per Finger auf das berührungsempfindliche Farbdisplay gegebenen Befehle wollen wohl dosiert sein. Das wird zu Beginn noch nicht so flüssig laufen, aber die Übung macht`s. Mit leichten, streichenden Bewegungen gelingt das Herunterscrollen besser. Störend wirken auf Dauer die Fingerspuren, die man vor allem auf dem Geräterahmen hinterlässt.
Der verbaute Chipsatz mit 660 MHz taktet nicht immer zügig, ihm fehlt es gelegentlich an Kraft. Jedoch lief das von mir wiederholt getestete, zweistündige Video ohne Aussetzer. Unter Volllast reicht der Akku mehr als fünf Stunden. Datentransfer nur per WLAN. USB, Stereolautsprechermit 3,5 mm Kopfhörerausgang runden die Charakteristik des Gerätes ab. Der Zugang zum Applikationsmarkt SlydeMe sorgt für Abwechslung, kann jedoch nicht mit dem Angebot der Apple Apps konkurrieren.
Nutzt man Genesis als Lesegerät und hält es mit beiden Händen, so macht sich sein Gewicht (mit Schutzhülle über 450 Gramm) schnell bemerkbar. Gemütlich auf dem Sofa, mit dem Gerät auf den angewinkelten Beinen, ist dies kein Thema. Während das Kindle auch im Dauerbetrieb cool bleibt, heizen sich Notebook oder Tablet-PC merkbar auf.
Jan Westphal
www.janwestphal.com