Wahrzeichen für Rheinauhafen
Ulma-Schalung bringt Kranhaus-Architektur in FormSie sind ein architektonisches Highlight, das weltweit Beachtung findet: 17 bzw. 19 Stockwerke und 60 m hoch sowie mit einem 48 m langen Ausleger versehen haben die drei so genannten Kranhäuser der Silhouette des Kölner Rheinauhafens schon während der Bauphase eine neue Kontur gegeben.
Der architektonische Entwurf, der auf einem gestalterischen Konzept des Hamburger Architekturbüros BRT Architekten basiert, orientiert sich am Vorbild von alten Lastenkränen. Während die beiden ersten Kranhäuser als reine Bürogebäude bereits bezogen sind, wird das Wohngebäude „Pandion Vista“ zurzeit fertig gestellt. Im Auftrag des Investors, der Pandion Vista GmbH & Co. KG führt die ARGE Kranhaus Nord Köln die Rohbauarbeiten durch. Bei der Schalung hatte sich die ARGE für Systeme der Ulma Betonschalungen und Gerüste GmbH entschieden. Dabei erforderte die betontechnische Umsetzung des architektonischen Leckerbissens praktisch das gesamte Programm. Mit großen Mengen an Rahmen-, Decken, und Kletterschalsystemen sowie Arbeitsbühnen, die vom Standort Rödermark bei Frankfurt zur Kölner Großbaustelle transportiert wurden.
Aufwendige Tragwerksplanung
Eine intensive Auseinandersetzung mit der Tragwerksplanung im Vorfeld der Baumaßnahme, an der federführend die IDK Kleinjohann GmbH&Co. KG, Köln, beteiligt war, hatte zur Folge, dass die ursprünglich als Stahlfachwerkkonstruktion geplanten Baukörper in Spannbetonbauweise errichtet wurden. Im Juli 2008 begann die ARGE Kranhaus Nord mit den Rohbauarbeiten. Ebenso wie die beiden Bürogebäude ruht das Wohngebäude im Wesentlichen auf zwei Baukörpern: Bauteil A mit rund 726 m² Grundfläche und Bauteil B mit etwa 24 m² Grundfläche, der so genannten „Megastütze“. In dieser Stütze, in der die Hauptlasten der darüberliegenden Geschosse abgeleitet werden, befinden sich ein zweites Treppenhaus sowie ein Panorama-Fahrstuhl, der den Blick auf den Rhein und das gegenüberliegende Ufer freigibt.
Statik einer Brücke
Grundsätzlich verfügen die drei Kranhäuser über die gleiche statische Grundkonzeption, doch sind im Pandion Vista die Geschosshöhen nutzungsbedingt niedriger als in den beiden Bürogebäuden. Entsprechend verfügt das Wohngebäude bei ähnlichen äußeren Abmessungen über drei zusätzliche Etagen. Ein wesentliches statisches Element der Kranhäuser ist die so genannte Abfangebene, die die darüberliegenden Geschosse trägt, hier in der 11. Etage gelegen. „Ihre Bauweise ist statisch gesehen mit dem Bau einer Brücke vergleichbar“, erklärt Bauleiter Dipl.-Ing. (FH) Dominik Jäger vom ARGE-Partner Oevermann. In den beiden Ge-
bäuderiegeln verlaufen je drei Spannbe-
tonträger. Sie sind 3,10 m hoch und bis zu 1,50 m breit. Diese Konstruktion überspannt freitragend 32 m Zwischenraum zwischen den Baukörpern A und B und kragt dann nochmals 16 m aus in Richtung Rhein. Nach 32 m dient ein quer verlaufender Spannbetonträger als Auflager. Im Gegensatz zu den Längsträgern ist dieser 9,65 m mächtig und erstreckt sich über drei Geschosse.
„In den Stahlbetonträgern des Brückentragwerks sind jeweils bis zu 22 Stahllitzen in Hüllrohren eingebaut. Diese werden nach Aushärtung des Betons und nach Fertigstellung des 13. Obergeschosses mit Hilfe von hydraulischen Pressen angefahren“, so Jäger weiter. „In einem weiteren Arbeitsgang wurden die Hüllrohre mit einer Zementsuspension verpresst, so dass sich die Vorspannkräfte auf das Bauwerk übertragen“, ergänzt Zepp.
Alle Systeme im Einsatz
„Zum Einsatz kam praktisch unsere gesamte Produktpalette“, erklärt Ulma-Projektleiter Markus Heesen. Neben der Rahmenschalung Orma und der Leichtrahmen-
schalung Comain sowie der Trägerwand-
schalung Enkoform waren das vor allem große Mengen an VR-Deckenschalung. „Diese kam sowohl in der Standardausführung als auch in Form von Rand-, Sonder- und Podesttischen zum Einsatz“, so Heesen. Hinzu kamen Schacht- und Arbeitsbühnen sowie die Kletterschalung für die Herstellung der Mega-Stütze. Alleine um den 48 Meter langen Ausleger betonieren zu können, musste zuvor in 36 Meter Höhe auf sechs Gerüsttürmen ein provisorischer Tisch errichtet werden, um die Konstruktion darauf aufzulegen. „Das Gewicht dieser temporären Stahlkonstruktion (Traggerüst) betrug ca. 630 Tonnen“, erklärt Projektleiter Dipl.-Ing. Carsten Fritzsche, „die über Stützen in die Sohle der darunter liegenden Tiefgarage abgeleitet werden mussten.“ Nach Fertigstellung des Auslegers wurde der Tisch dann hydraulisch abgesenkt. Insgesamt wurden für das Pandion Vista rund 2.500 t Betonstahl, ca. 70 t Spannstahl und 15.000 m3 Beton verbaut. Auch hier kann das Gebäude mit einer Besonderheit aufwarten: Aufgrund der zusätzlichen Geschosse war eine Minimierung des Eigengewichts der Decken unumgänglich. Erreicht wurde das durch den Einsatz eines Leichtbetons der Festigkeitsklasse LC 35/38. Mit der Herstellung dieser Leichtbetondecken konnte eine Gewichtsreduzierung des Gebäudes von bis zu 20 % erreicht werden.
Maßgeschneiderte Konzepte
Nicht nur die architektonisch außergewöhnliche Konstruktion der Baukörper, auch die Rahmenbedingungen der Baumaßnahme – hierzu zählt vor allem derknapp bemessene Zeitrahmen – stellten die beteiligten Baupartner vor hohe logistische und technische Anforderungen. Ein straff organisiertes, perfekt abgestimmtes Management sowie leistungsfähige moderne Baustoffe gehörten deshalb zu den Grundvoraussetzungen, um die verschiedenen Gewerke erfolgreich zum Abschluss bringen zu können. Hier ist nach Meinung der verantwortlichen Bauleiter auch der Baupartner gefordert, der jeweils nach den individuellen Anforderungen mit maßgeschneiderten Konzepten für einen rationellen und wirtschaftlichen Ablauf vor Ort auf den Baustellen sorgen und damit den Termin- und Kostendruck der ausführenden Unternehmen reduzieren kann. Insgesamt entstehen 133 Eigentumswohnungen samt Loggien und Terrassen. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 60 und 250 m². Die Quadratmeter-Preise beginnen bei etwa 4.200 Euro. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Mieter in das neue Wahrzeichen des Kölner Rheinauhafens einziehen.
[www.ulma-c.de]
[www.pandionvista.de]