Liquiditätsmanagement: Mehr als nur Bankkredite
Wie Leasing, Factoring, Finetrading oder SLB die Bonität verbessern
Hoch-, Tief- und Straßenbau sind kapitalintensive Branchen mit hohen Personalkosten und Aufwendungen. Liquiditätsmanagement mit praxisnahem, frühzeitigem Controlling und effizientem Mahnwesen ist daher unverzichtbar.
Gerade Hoch-, Tief- und Straßenbau sind kapitalintensive Branchen mit hohen Personalkosten und Aufwendungen für Lkw, Bagger, Radlader, Krane und deren Kraftstoff. Hinzu kommen branchentypisch langfristige Zahlungsziele, taktische Abschläge wegen vermeintlicher Baumängel oder Fristüberschreitungen und, wenn es ganz übel kommt, Ausfälle wegen Insolvenzen. Die aktuelle Covid-19-Pandemie ist hierfür ein typischer Risikofaktor. Liquiditätsmanagement mit praxisnahem, frühzeitigem Controlling und effizientem Mahnwesen ist deshalb unverzichtbar für erfolgreiche Bauunternehmen.
Verschiedene Instrumente der Finanzierung
Wichtige Instrumente der Finanzierung sind neben dem klassischen Hausbankkredit samt Kontokorrentlinie auf dem Geschäftskonto deshalb Leasing, Factoring und Finetrading. Alle drei Werkzeuge können wie der Hausbankkredit unterschiedlichen Zielen dienen und sind deshalb auch unter mehreren Aspekten wie Steuern, Risikoabwägung, Bonität/Rating oder schlanker Verwaltung/Outsourcing zu betrachten. Virtuos eingesetzt, dient ein solcher Kapitalmix dazu, Wachstum zu finanzieren, Mitbewerber zu übernehmen, Gesellschafter auszuzahlen, eine Rezession zu überbrücken, Geld zu günstigen Konditionen zu bekommen u.v.m.
Ferdinand Dorn, Inhaber der Nürnberger Leasing mit einem Finanzierungsvolumen von knapp 0,5 Mrd. Euro, stellt die einzelnen Instrumente vor. Der 1992 gegründete Finanzierungsspezialist aus Franken mit eigener Factoring-Gesellschaft hält seit 20 Jahren bundesweit auch viele Bauunternehmen zahlungsfähig, in dem er Bagger, Radlader oder Lkw finanziert. Mit einem Schwerpunkt auf e-Antrieben, etwa in der Umrüstung von Diesellinienbussen oder Fähren, sowie dem Kauf von e-Staplern, e-Pkw oder e-Loks, bringt der Finanzierer auch jede Menge Know-how aus den Bereichen Batterietechnik, Ladeinfrastruktur, Strompreisentwicklung oder Fördermittel mit.
Leasing
Leasing nutzt man etwa beim Kauf von Lkw, Radladern oder Pkw. Hierbei wählt der Kunde ein Produkt seiner Wahl, das der Leasinggeber für ihn erwirbt. Gegen eine monatliche Leasingrate überlässt der Leasinggeber seinem Leasingnehmer das Gerät. Die Laufzeit liegt meist bei 24 bis 48 Monaten, ist aber ebenso verhandelbar wie etwa eine Anzahlung in Höhe von zehn oder 20 Prozent oder die Festlegung des Restwerts nach Ablauf der Laufzeit.
In die Gestaltung dieser Parameter fließen auch steuerliche oder strategische Erwägungen ein. So sind etwa die monatlichen Leasingraten sofort und zu 100 Prozent steuerlich absetzbar. Der Leasingnehmer bindet also kein Eigenkapital, verkürzt seine Bilanz und belastet nicht seine Bonität bei der Bank. In den Leasingvertrag können auch Wartung, Ersatz bei Beschädigung etc. mit hineinverhandelt werden. Und: Am Ende der Laufzeit ist der Leasingnehmer frei, eine modernere, größere oder komfortablere Ersatzmaschine zu erwerben bzw. zu leasen.
Factoring
Factoring ist ein Instrument, mit dem man Rechnungen gegen einen gewissen Abschlag sofort an Dritte verkauft. Der Vorteil: Das Geld wird binnen Stunden nach Rechnungsstellung auf dem eigenen Konto gutgeschrieben. Somit bleibt der Nutzer liquide, um seinerseits Löhne und Gehälter, Mieten, Leasingraten oder Bankkredite zu bedienen und weitere Aufträge vorzufinanzieren. Factoring ist vor allem dann interessant, wenn dem Kunden Zahlungsziele von 30, 60 oder 90 Tagen eingeräumt werden.
Und: Geht der Kunde insolvent, hat man längst sein Geld, das Risiko trägt der Factoringgeber. Auch das Mahnwesen liegt in dessen Verantwortung. Entsprechend lässt er sich seinen Aufwand mit Abschlägen von drei und mehr Prozent vergüten. Für eine offene Rechnung über 10.000 Euro überweist er entsprechend nur 9.700 Euro, treibt seinerseits aber den vollen Betrag ein.
Wegen der Gewährleistungspflicht von fünf Jahren, die am Bau gilt, kann der Bauunternehmer seine eigenen Forderungen für Bauleistungen gegenüber Dritten üblicherweise allerdings nicht verkaufen. Das Risiko trägt kein Factoringgeber. Besser sind die Aussichten bei Wartungsarbeiten etc.
Finetrading
Finetrading bezieht sich auf den Anfang der Wettschöpfungskette, nämlich den Wareneinkauf. Im Beispiel des Bauunternehmers können das Beton, Sand oder Diesel sein, die er in großen Chargen bezieht, um dadurch bspw. Mengenrabatte zu erzielen. Auch kann er als Sofortzahler ein Skonto von zwei oder drei Prozent verhandeln oder dass er die Ware zum vereinbarten Preis nicht selbst abholen muss, sondern geliefert bekommt und dadurch Kosten spart.
In all diesen Fällen erwirbt faktisch der Finetrader die Ware, der diese vorfinanziert. Er bezahlt zum Beispiel 9.600 Euro, weil er Skonto und Rabatte nutzt, und bekommt viele Wochen später 10.000 Euro von seinem Auftraggeber, wenn dieser bspw. eine Baustelle abgerechnet und den Betrag überwiesen bekommen hat.
Interessante Alternativen zur Hausbank
Alle drei Varianten sind Alternativen zur Hausbank, die diese meist gerne sieht oder sogar verlangt, um das eigene Ausfallrisiko zu streuen und letztlich zu mindern. Sie belasten bspw. nicht die Kreditlinie bei der Hausbank, was diese mit günstigeren Konditionen oder weiteren Krediten etwa für einen Hallenumbau honoriert, oder nicht mit Kürzung der Kreditlinie „bestraft“.
Entsprechend unterziehen aber auch die alternativen Finanzierer ihren potenziellen Kunden einer Bonitätsprüfung, checken sein Geschäftsmodell, bewerten seine Sicherheiten und quantifizieren sein Risiko. Deshalb beginnen Geschäftsbeziehungen oft mit relativ kleinen Limits, um den Kunden in der Praxis kennenzulernen. Bewährt er sich, erhält er mehr Spielräume, etwa im Reporting (Betriebskennziffern vorlegen) oder bei den Volumina in Euro.
Deshalb lohnt sich, bereits in Zeiten guter Liquidität auch diese alternativen Finanzierungsinstrumente zur Hausbank einzusetzen und auszuprobieren. So kann Vertrauen wachsen, das dann auch in Krisen wie etwa der aktuellen Rezession, bedingt durch die Transformation der Industriegesellschaft und die Covid-19-Pandemie, belastbar ist. Dazu zählt, dass sich der Geldgeber nicht zurückzieht und eventuell sogar seinen „Rettungsschirm“ weiter aufspannt.
SLB – Sales and lease back
Jüngstes Beispiel, das vor allem in der Automobilzulieferindustrie und der Reisebranche seit dem Frühjahr 2020 regelrecht boomt, ist das Sale-and-lease-back-Verfahren (SLB). Beim SLB nimmt der Leasinggeber schuldenfreie, gebrauchte Maschinen, Pkw oder Reisebusse eines Kunden zusätzlich ins Leasing. Das heißt, er setzt einen Zeitwert von bspw. 130.000 Euro fest, der in den kommenden Monaten mit den seitherigen Leasingraten für sämtliche Güter verrechnet wird. SLB kommt auch zum Tragen, wenn etwa leitende Mitarbeiter ein Bauunternehmen übernehmen und ihren früheren Chef ausbezahlen, oder einen Betrieb aus der Insolvenz übernehmen. Größte Hürde beim SLB ist in der Regel die Bonitätsprüfung, um einen Finanzierer zu finden.
Nürnberger Leasing GmbH
www.nuernberger-leasing.de