Auf die Spitze getrieben
Bei einem Neubauprojekt in Holnstein wurden Mauerabschnitte aus einem grob bearbeiteten Sichtbeton gefertigt, der durch geschicktes Spitzen ein natürliches Aussehen erhielt.
Eine am Hang gelegene Tageseinrichtung für Erwachsene nach dem Erwerbsleben (TENE), die auf einen Entwurf der Münchner Architekten Haindl + Kollegen GmbH zurückgeht, wird durch gestaltete Sichtbetonmauern flankiert. Um die statisch notwendigen Mauern im Bereich der ehemaligen Schlossanlage des Ortes möglichst natürlich erscheinen zu lassen, ließen die Landschaftsarchitekten Welsch + Egger aus Freising die Stützmauern mit einem besonderen Beton ausführen. Mit einer groben Körnung und durch entsprechende Bearbeitung der Betonoberflächen konnte eine sehr natürliche Optik erzielt werden.
Barrierefreiheit gewährleistet
Die Tagesstätte ist in unmittelbarer Nähe zum historischen Haupthaus entstanden, um eine leicht zu bewältigende Anbindung zu schaffen. Die planerische Herausforderung bestand darin, die Regeln der Barrierefreiheit auch im abschüssigen Außenbereich umzusetzen.
Das Ziel der Landschaftsarchitekten war es, den künstlich hergestellten Stützmauern durch die gezielte Zugabe von natürlichen Zuschlägen sowie einer geeigneten Nachbearbeitung einen natürlicheren Charakter mit regionalem Bezug zu geben. Auf Erdgeschossniveau plante das Büro großzügige Aufenthaltsflächen vor dem Speisesaal ein. Dem Untergeschoss lagerten sie eine Außenfläche mit Terrassen vor. Östlich des Gebäudes ordneten die Planer abgewinkelte Mauern so zueinander verschoben an, dass auch hier ein barrierefreier Gartenbereich geschaffen wurde.
Vorsatzmauer mit regionalem Bezug
Die sichtbaren Teile der Abstützungen sollten in ihrem Charakter zu den vorhandenen historischen Mauern passen. Naturstein kam aus statischen Gründen nicht in Frage. Den entsprechenden Regionalbezug schaffte ein Beton, der mit großen Natursteinzuschlag, einem gebrochenen, gelblichen Kalkstein und einer speziellen Oberflächenbearbeitung ausgeführt wurde. Die Oberfläche wurde grob gespitzt, wodurch die optische Anlehnung an die ortstypischen Felsen der Hanglagen des Altmühl- und Labertals sowie an die Reste der ehemaligen Schlossmauer geschaffen wurde. Um das längliche Gebäude und die rund 1.550 m2 große Außenanlage auf dem Baugrund unterzubringen, musste jedoch zunächst das Gelände baulich abgefangen werden. Zur Sicherung der Baugrube war daher eine Bohrpfahlwand erforderlich, die das Erdreich auf zwei Geschosshöhen abstützte. Eine oberflächenbearbeitete Vorsatzmauer dient nun zu ihrer Verblendung.
Spezialbehandlung für den Beton
Den Normalbeton für die Fundamente sowie den Spezialbeton für die gespitzten Mauern lieferte die TBG Transportbeton Werner, eine Beteiligung der Heidelberger Beton GmbH. Rund 400 m2 Sichtfläche wurden durch grobes Abspitzen nachbearbeitet. So ließen sich die unterschiedlichen funktionalen und räumlichen Anforderungen bei gleichbleibender Optik erfüllen.
Der Sichtbeton enthält Kalksteinschotterzuschläge in großer Körnung bis 56 mm von regionalen Lieferanten. Die Bewehrungsüberdeckung lag bei mindestens 80 mm. So wurde nach der Oberflächenbearbeitung eine ausreichende Restüberdeckung gewährleistet. Eine besondere Herausforderung bestand darin, Mischwerke zu finden, die Zuschläge in dieser Größe beigeben konnten. Auch die Verfüllung und Verdichtung des grobkörnigen Betons war mit großer Sorgfalt auszuführen. Das Know-how für das Abspitzen hatte sich das Bauunternehmen Englmann aus Berching durch die Erstellung von Musterstücken erst wieder angeeignet und verfeinert.