Verkehrsberuhigung mit Segmentbogenpflaster aus Beton
Straßensanierung in Michelstadt im OdenwaldIn der südhessischen Stadt Michelstadt musste ein Kreuzungsbereich saniert werden. Die Planer setzten dabei auf ein anderes Befestigungsmaterial als zuvor: Zum Einsatz kam ein Segmentbogenpflaster aus Beton.
Vorher: Der Asphaltbelag im Kreuzungsbereich vor dem Eingang zur Einhardsbasilika in Michelstadt im Odenwald war kein schöner Anblick mehr
© iSA Ingenieure
Zur Schaffung eines lebenswerten öffentlichen Raums setzen Stadtplaner gerne auf Verkehrsberuhigungsmaßnahmen. Diese können dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen, die Umweltbelastung zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu verbessern. Im innerörtlichen Bereich vermögen sie die Qualität des Wohnumfeldes zu verbessern sowie die gesamte Standortqualität zu steigern. Geeignete Maßnahmen sind neben Geschwindigkeitsbegrenzungen in erster Linie bauliche Veränderungen, wie z.B. Fahrgassenversätze, Verengungen des Straßenquerschnitts, Verkehrsinseln, Aufpflasterungen oder spezielle Fahrbahnmarkierungen. Besonders in Kreuzungsbereichen bietet es sich an, zur besseren optischen Wahrnehmungsänderung den Fahrbahnbelag vom restlichen Straßenbelag abzugrenzen, indem hier ein anderes Befestigungsmaterial zum Einsatz kommt. Bei der Sanierung einer vielbefahrenen Kreuzung in Michelstadt im Odenwald setzten die Planer auf genau diese Lösung.
Zwischen Aschaffenburg und Heidelberg liegt in Südhessen die mit rund 16.000 Einwohnern größte Stadt des Odenwaldkreises: Michelstadt. In dessen Ortsteil Steinbach befindet sich die Einhardsbasilika, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur in Deutschland. Der Eingangsbereich vor dem Zugang zur Basilika und der gesamte Kreuzungsbereich davor wurde bis Ende 2022 grundlegend saniert. Ursache hierfür war eine in die Jahre gekommene Asphaltdecke in diesem Bereich sowie der Wunsch der Verantwortlichen, den Verkehr an dieser denkwürdigen Stelle zu beruhigen und auch das gesamte Areal attraktiver zu gestalten. Der mit einer rissigen Asphaltdecke überzogene Kreuzungsbereich vor dem Zugang zur Basilika bot seit langem keinen schönen Anblick mehr. Als der Beschluss gefasst wurde, den etwa 700 Quadratmeter großen Straßenraum zu sanieren, stand für die Verantwortlichen von vorneherein fest, dass hier aus Gründen der Optik und der Verkehrsberuhigung, nur ein kleinformatiger Pflasterbelag in Frage kam.
Bessere optische Wahrnehmbarkeit des Kreuzungsbereichs
Nachher: Mit Hilfe des Pflastersystems ArcoStrada im Farbton buntsandstein wurde das Areal deutlich aufgewertet
© Beton-Pfenning
Torsten Kuhn von den iSA Ingenieuren für Städtebau und Architektur aus Heltersberg erläutert die Maßnahme: „Michelstadt hat eine Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern. Auch der Stadtteil Steinbach ist durch zahlreiche historische Bauten geprägt. Aus diesem Grund wollten wir den Kreuzungsbereich nicht einfach wieder asphaltieren, sondern optisch an das Ambiente der Straßenzüge anpassen.“ Außerdem gab es noch einen weiteren Aspekt zu beachten. Hierzu Kuhn: „Gewünscht war auch eine verbesserte optische Wahrnehmbarkeit des Kreuzungsbereichs und eine damit einhergehende Verkehrsberuhigung“.
Segmentbogenpflaster in Natursteinoptik mit Verbundtechnologie
Äußerlichkeiten waren jedoch nicht das einzige Kriterium, das es bei der Befestigung zu beachten galt. Auch die Stabilität des Belages spielte eine wichtige Rolle: „Über die sanierten Flächen rollen täglich mehrmals zahlreiche Schulbusse“, erklärt Torsten Kuhn. „Die Schub- und Scherkräfte, die hier beim Überfahren entstehen, sollten der neuen Befestigung nichts anhaben können. Ein normaler kleinformatiger Pflasterbelag ohne jegliche Verbundwirkung würde dieser Belastungssituation nicht lange standhalten können. So wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis in der Fläche erste Schäden auftreten“, so Kuhn. Aus diesem Grund suchten die Planer nach einem Pflaster, das sowohl alle optischen Kriterien erfüllte als auch in der Lage war, die Verkehrsbelastungen aufzunehmen und gleichmäßig in die Tragschichten weiterzuleiten. Fündig wurde man bei dem Einstein-Segmentbogenpflaster ArcoStrada aus dem Betonwerk Pfenning in Lampertheim. „Dieses verbindet die attraktive Optik eines in Segmentbögen verlegten Kleinpflasters mit den Vorteilen eines Vollverbundpflasters“, führt Kuhn aus.
Mit der neuen Pflasterung ist die Kreuzung auch optisch als solche besser wahrnehmbar, was zur Verkehrsberuhigung beiträgt
© Beton-Pfenning
Pflaster mit Scheinfugen
Optisch scheint dieses System – genauso wie ein herkömmliches Naturstein-Segmentbogenpflaster – aus vielen einzelnen unterschiedlichen Einzelsteinen zu bestehen. Was man nicht sieht: In Wirklichkeit setzt sich das neue Segmentbogenpflaster aus nur 10 unterschiedlichen Steinelementen zusammen. Die verblüffende Optik der Einzelsteine wird erzielt, indem zwei bis vier aneinander geformte Kleinsteine durch ausreichend tiefe Scheinfugen optisch voneinander getrennt werden. Winkelsteine bilden den Übergang zum angrenzenden Bogen. Um die Verlegung der 10 Zentimeter dicken Steine so einfach wie möglich zu machen, sind alle Steine, die paketiert geliefert werden, mit seitlichen Markierungen an den Radiusaußenseiten versehen – so kommt keine Verwechslungsgefahr auf.
Notwendige Fuge wird systembedingt stets eingehalten
Dank der „Einstein-D-Punkt-Fugentechnik“ werden die zur regelmäßigen Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendigen Fugen systembedingt stets eingehalten. Die Elastizität der Pflasterdecke bleibt damit dauerhaft erhalten
© Beton-Pfenning
Neben der attraktiven Optik liegt ein großer Vorteil dieses Systems in seinen Stabilitätseigenschaften. Dank der D-Punkt-Fugensicherung findet hier eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen statt. Die zur regelmäßigen Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird systembedingt stets eingehalten – die Elastizität der Pflasterdecke bleibt damit dauerhaft erhalten. Torsten Kuhn: „Belastungen stellen bei diesem Pflaster kein Problem dar.“ Auch farblich steht das neue Betonpflaster einem Natursteinpflaster in nichts nach. Dank eines speziellen Produktionsverfahrens wirken die Steine mit ihren leicht gebrochenen Kanten und der unregelmäßigen Oberflächentextur nicht nur farblich, sondern auch oberflächlich wie echte Natursteine. „Der Farbton buntsandstein passt sehr gut in die Umgebung der alten Basilika und verleiht der Fläche einen warmen Hauch“, so Kuhn. Auf der Ende 2022 sanierten Kreuzung sind bis heute keine Schäden zu erkennen.